BETA MODELLJAHR 2018
Auf dem Gelände der malerisch vor den Toren Florenz gelegene Villa Castelletti präsentierte Beta die neuen Sportenduros des Modelljahres 2018. Nach ein paar Jahren der Modellpflege war es dieses Jahr vorbei mit kleckern. Beta investierte viel Arbeit in die bereits bewährten Zwei- und Viertakt Enduros um diese noch leistungsstärker, handlicher und leichter zu machen, doch damit war es nicht genug. Mit der lang ersehnten Beta RR 125 2T konnten die Florentiner ein komplett neues Motorrad vorstellen, welches die Modellpalette im Bereich der kleinen Hubräume ergänzt und vor allem für die Junioren im klassischen Endurosport ansprechen soll.
Beta RR 125 2Takt
Schon seit einer Weile kursierten Gerüchte um eine 125er Sportenduro aus dem Hause Beta, doch die letzten Jahre warteten wir vergebens auf deren Enthüllung. Nun hatte das Warten ein Ende und ohne zu viel vorne weg zu nehmen, kann man sagen, dass es sich gelohnt hat. Viel Test- und Entwicklungsarbeit floss in das Projekt um von Beginn an ein konkurrenzfähiges Motorrad auf den Markt bringen zu können. Das Bike ist, wie alle 2018er Beta Modelle, nach Euro 4 Norm homologiert und somit perfekt für die 16- und 17-jährige Fahrer klassischer Enduro Wettbewerbe geeignet, die ein straßenzugelassenes Motorrad benötigen. Der Öffentlichkeit wird die neue Maschine auf der EICMA 2017 vorgestellt und direkt im Anschluss soll mit der Serienproduktion begonnen werden.
Motor
Der Motor ist ganz entscheidend für die Performance einer 125er und mit dem kleinsten bei Beta produzierten Aggregat ist den Italienern ein großer Wurf gelungen. Bereits in den niedrigen Drehzahlen ist verwertbare Leistung vorhanden, die mit steigender Drehzahl progressiv ansteigt und im oberen Bereich kraftvoll für Vortrieb sorgt. Diese Eigenschaften sind bei einem kleinen Zweitaktmotor keinesfalls selbstverständlich und unterstreichen den von Beta gewohnten Enduro Charakter, der sich auch in der 125er widerspiegelt. Erreicht wird dies unter anderem durch doppelte Kolbenringe und das progressive Auslassventil, welches direkt von den großen Zweitaktmotoren abstammt. Das Motorrad lässt sich dadurch bereits in gemäßigter Gangart im niedrigen und mittleren Drehzahlbereich angenehm bewegen und im richtigen Gang meistert man auch steile Auffahrten ohne Probleme. Auch bei schneller Gangart auf der Sonderprüfung kann die neue 125er punkten und beweist für ihre Klasse ausreichende Spitzenleistung. Im Vergleich zu den großvolumigen Zweitaktern muss bei der 125er natürlich wesentlich mehr geschalten werden um schnell und effizient unterwegs zu sein. Das speziell entwickelte 6-Gang-Klauengetriebe will ausgenutzt werden. Das kleine Aggregat wird als einziger Zweitakter von Beta ohne Getrenntschmierung ausgeliefert. Auch einen E-Starter sucht man vergeblich, dieser kann jedoch bei Bedarf nachgerüstet werden. Beides verdeutlicht den Einsatzzweck der 125er als Racebike in den Junioren Klassen.
Chassis
Chassis und Fahrwerk stammen weitestgehend von den größeren Modellen ab, wurden jedoch an den wichtigen Stellen abgeändert um ein optimales Zusammenspiel zwischen Motor und Rahmen zu erreichen. Getüftelt wurde vor allem an der oberen Motoraufhängung. Die Praxis konnte zeigen, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Der Motor punktet mit guter Laufruhe und verhältnismäßig wenig Vibrationen. Durch die geringen bewegten Massen und das niedrige Gewicht ist Handling natürlich die Paradedisziplin der 125er. Kein anderes Modell ließ sich so spielerisch leicht durch den Wald bewegen und um die rutschigen und teilweise hängenden Kurven der Teststrecke zirkeln. Wie bei allen Beta Modellen kommt auch an der 125er ein Sachs Fahrwerk mit einer 48mm Open Cartridge Gabel zum Einsatz. Die Gabel bekam ein eigenes Setting und überzeugte mit gutem Ansprechverhalten. Die Abstimmung der Gabel ist für Beta eher untypisch auf der härteren Seite. Der Stoßdämpfer fühlte sich im Verhältnis dazu etwas weich an, was es mir schwierig machte in den Kurven ein gutes Gefühl für das Vorderrad zu bekommen. Das kann natürlich daran gelegen haben, dass die Motorräder nagelneu waren und die Gabel eine Weile braucht, bis sie eingefahren ist und optimal funktioniert. Im Laufe des Tages haben wir etwas experimentiert um die Balance zu verbessern und die Gabel in der Brücke nach oben geschoben und etwas weicher abgestimmt. Das hat das Motorrad besser für meinen Geschmack etwas besser ausbalanciert und die Kontrolle über das Vorderrad erhöht. Das ist allerdings nur ein erster Eindruck während der Präsentation.
Weitere Details
Die Auspuffanlage, sowie der Luftfilterkastenstutzen wurden speziell für das kleine Bike entwickelt und unterstützen die gelungene Motorcharakteristik. Ein etwas kleinerer Tank sorgt für eine gute Ergonomie an der 125er. Auch das Kühlsystem unterscheidet sich von den großen und wurde speziell auf das kleinere Aggregat abgestimmt. Eine Besonderheit ist die umgedrehte Kupplung, welche rückwärts öffnet. Dazu wurde der Aktivator direkt in den Kupplungsdeckel integriert. Diese Konstruktion sorgt für geringes Gewicht und eine besonders kompakte Bauweise. Die Farben der Plastikteile und Grafiken sind identisch mit den anderen RR Modellen 2018. Der endgültige Preis stand zum Zeitpunkt der Präsentation noch nicht fest.
RR Modelljahr 2018
Im Schatten der 125er gingen die Neuerungen am Rest der Modellpalette beinahe unter, dabei sind diese nicht weniger interessant. Zusammen mit Steve Holcombe (E3 Weltmeister) und Alex Salvini, den Top-Fahrern der Enduro WM, arbeiteten die Beta-Ingenieure hart daran die Motorräder leichter zu machen und gleichzeitig deren Performance zu steigern. Bei den Zweitakt Modellen konnte eine Gewichtsreduktion um 4,7 kg erreicht werden und bei den Viertaktern wurden sogar beeindruckende 5,3 kg abgespeckt. Mit der Ergänzung der RR 125 sind nun insgesamt sieben verschiedene Hubräume erhältlich, aufgeteilt auf drei Zweitakter (125, 250 und 300) und vier Viertakter (350, 390, 430 und 480).
Motor
Alle Beta Motoren konnten auf der Teststrecke mit feinem Ansprechverhalten und gut verwertbarer Leistung glänzen und das obwohl die Bedingungen nicht die leichtesten waren. Der Boden war hart, staub trocken und dementsprechend rutschig. Unter diesen Bedingungen konnten die Motorräder einmal mehr ihre gute Traktion und die schön dosierbare Motorleistung unter Beweis stellen. Die Zweitaktaggregate konnten nochmals verbessert und das Drehmoment gesteigert werden. Die gewohnte Fahrbarkeit der 250er und 300er ist dabei erhalten geblieben. Genau wie die einfache und effektive Einstellung des progressiven Auslassventils der Zweitaktmotoren. Von außen kann die Motorcharakteristik mit Hilfe eines Inbusschlüssels innerhalb weniger Sekunden von sanft auf aggressiv umgestellt und der Motor so an den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden. Eine komplette Überarbeitung erhielt die Kupplung, diese ist nun leichter und kompakter als zuvor. Ein wichtiger Punkt auf der Agenda war die Zuverlässigkeit des E-Starters, damit man mit gutem Gewissen auf den Kickstarter verzichten kann. Durch die neue Kupplung und den fehlenden Kickstarter, sowie den Einsatz einer neuen Lithium-Batterie konnte an den Motoren insgesamt 1,7 kg eingespart werden. Der Kickstarter kann jedoch nachgerüstet oder gleich als Option mitbestellt werden.
Die wahrscheinlich wichtigste Neuerung kommt den Viertaktern zugute. Diese profitieren von einem neuen Endschalldämpfer und einer neuen Benzineinspritzung mit zwei Einspritzdüsen. Durch diese beiden Neuerungen konnte über den kompletten Drehzahlbereich das Drehmoment und die Leistung gesteigert werden. Im unteren Bereich ist das hauptsächlich der Verdienst der neuen Auspuffanlage. Insbesondere im mittleren bis oberen Drehzahlbereich brachte eine zweite Einspritzdüse den Leistungszuwachs. Bei dem System arbeiten immer beide Einspritzdüsen gleichzeitig, je nach Drehzahl variiert jedoch die prozentuale Verteilung. Das sorgt für eine direkte Gasannahme und ein gutes Ansprechverhalten und verbessert gleichzeitig im oberen Drehzahlbereich die Vermischung von Sprit und Luft, was den entsprechenden Leistungszuwachs brachte.
Chassis
Am Chassis konnte sogar noch mehr Gewicht eingespart werden. Die Zweitakter verloren 3 und die Viertakter bis zu 3,6 kg. Dafür wurde der Rahmen überarbeitet und im Frontbereich um den Lenkkopf komplett neugestaltet. Die Biege- und Torsionssteifigkeit konnte verbessert und gleichzeitig Gewicht eingespart werden. Der aktuelle WM Spitzenreiter Steve Holcombe teste im Anschluss an den Italien GP zum ersten Mal den neuen Rahmen im direkten Vergleich mit seinem aktuellen WM Bike und konnte vor allem in den Kurven einen deutlichen Vorteil bei der Lenkpräzision feststellen. Vom Einlenken bis zum Beschleunigen aus der Kurve heraus wird das Fahrverhalten positiv beeinflusst.
Der neue Rahmen konnte sowohl in der Biege- als auch Torsionssteifigkeit zulegen. Bei den Zweitakt Modellen wurde die Biegesteifigkeit um 11% und die Torsion um 25% erhöht, bei den Viertaktern jeweils um 10% und 21%. Der steifere Rahmen hat allerdeings auch eine deutliche Auswirkung auf die Gabel. Dementsprechend musste an der Sachs Gabel ebenfalls die Stetigkeit erhöht sowie die Abstimmung angepasst werden. Für Beta untypisch liegt diese serienmäßig nun auf der härteren Seite. Die Kombination aus steiferem Rahmen und Gewichtsoptimierung machte sich auf der Strecke jedoch positiv bemerkbar und die Bikes lassen sich nun noch spielerischer bewegen. Das gilt insbesondere für die Zweitaktmodelle RR 250 und 300, aber auch für kleinere Viertaktmodelle RR 350 und 390.
Weitere Details
Alle Betas bekamen einen neuen Luftfilterkasten und das bereits vom X-trainer bekannte schlanke Heck. Zusammen sorgt das für viel Bewegungsfreiheit auf dem Bike uns sorgt für einen schmalen und aggressiveren Look. Da der Schalldämpfer dadurch ziemlich frei liegt, schützt nun ein Hitzeschild den Fahrer vor Verbrennungen. Alle Bikes sind mit einem Motorschutz ausgestattet und kommen 2018 mit speziell für Beta entwickelten matt schwarzen Excel Felgen, weißen Plastikteilen und einem neuen Dekor in klassischem Beta rot.
Fazit
Die Florentiner haben sich für das Modelljahr 2018 ins Zeug gelegt und die bereits vorhandene Modellpalette ordentlich aufpoliert. Die Betas haben mehr Leistung bei geringerem Gewicht, was sich positiv auf der Strecke bemerkbar macht. In Kombination mit dem deutlich steiferen Rahmen ist das Handling nun noch präziser. Der grundlegende Charakter der Bikes ist jedoch gleich geblieben und Beta typische Stärken wie zum Beispiel die gute Traktion konnte erhalten bleiben.
Die 300er und die 350er haben auf der Teststrecke gezeigt, warum sie die Bestseller der Modellpalette sind. Die 300er punktet mit einem Drehmoment starken und trotzdem dosierbaren Motor sowie präzisem Handling. Die 250er landet in meinem Ranking ganz knapp dahinter und machte auf der Strecke einen quirligeren aber auch etwas aggressiveren Eindruck. Auf der Viertaktseite punktet die 350er als handlichstes Bike, welches gefühlt am meisten von der neuen Doppel-Einspritzung profitiert und dadurch motorseitig die Lücke zu den größeren Hubräumen schließen kann. Die 390er ist nach wie vor mit einem sensationellen und etwas weniger Drehzahl hungrigen Motor gesegnet und liegt vom Handling her näher bei der 350er als den großen Brüdern 430 und 480. Diese hatten das Leben auf der Teststrecke etwas schwerer und wünschen sich schnelleres und weitläufigeres Gelände um ihre Stärken voll ausspielen zu können. Ein kleiner Wermutstropfen war für mich die neue Fahrwerksabstimmung und dementsprechend die Balance der Bikes, welche für meinen Geschmack etwas hecklastig ausfiel. Hier ist meine Empfehlung unbedingt den negativ Federweg richtig einzustellen. Ansonsten konnten die Betas auf den ersten Eindruck halten was uns versprochen wurde: mehr Performance bei geringerem Gewicht und besserem Handling.
Das Highlight war natürlich die langersehnte RR 125 2T mit der Beta auf Anhieb ein hervorragendes Einstiegs-, Spaß- und Racebike für die Junioren Klassen gelungen ist. Der kleine Zweitakter ist eine absolut sinnvolle Ergänzung der Modellpalette und wird mit Sicherheit seine Fans finden. Besonders erfreulich ist außerdem, dass es Beta trotz der ganzen Arbeit gelungen ist die Bikes weiterhin zu den gleichen Preisen anzubieten. Lediglich der Preis der 125er stand zum Zeitpunkt der Präsentation noch nicht fest.
Preise:
RR 250 2T MY18 7.990€
RR 300 2T MY18 8.190€
RR 350 4T MY18 8.990€
RR 390 4T MY18 8.990€
RR 430 4T MY18 8.990€
RR 480 4T MY18 9.190€
X-Trainer 300 MY17 6.690€
(alle Preise zzgl. 159€ Frachtkosten)