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CATCH-UP: MATTHIAS WALKNER

Der Österreicher schrieb im Januar mit dem Sieg der Dakar Rallye Geschichte und ist nun im Olymp des Motorsport aufgenommen. Für uns hat er sich Zeit für ein exklusives Interview genommen.

Matthias, herzlichen Glückwunsch zum Dakar-Sieg, wie fühlst du dich mit diesem wahr gewordenen Traum?

Das ist schon lässig, vor allem weil ich nicht damit gerechnet habe, dass ich wirklich gewinnen kann. Mit den Top Drei habe ich schon kalkuliert, aber bei so einem langen Rennen gehört auch schon viel Glück dazu und es kommen viele Faktoren mit ins Spiel, die man nicht beeinflussen kann. Dass es dann schlussendlich so gut funktioniert hat und so gut aufgegangen ist, ist nach dem zweiten Platz im letzten Jahr schon sehr geil.

 

Gab es zwischendurch einen Moment, wo du geglaubt hast, dass ein Sieg nicht mehr möglich ist?

Nach dem Ruhetag am sechsten oder siebten Tag haben sich sechs oder sieben Fahrer innerhalb von sieben oder acht Minuten gelegen, und es war, seitdem ich dabei bin, noch nie zuvor so eng bei einer Dakar. Und der Heinz Kinigadner hat auch gesagt, dass er sich nicht erinnern kann, dass es vorher schon mal so dicht zusammen war. Die fahrerische Qualität war extrem hoch. Ich habe mir gedacht: „Okay, jetzt nach dem Ruhetag wird jeder sicherlich setzen, weil so viele gewinnen können. Aber ich habe mir gedacht, bei der Linie, die ich in der ersten Woche gefahren bin, nämlich auf die Navigation zu achten, dabei zu bleiben. Am achten, neunten Tag hat es dann mal nicht so gut ausgeschaut für mich, weil ich da immer ein bisschen Zeit verloren habe, aber irgendwo habe ich gewusst, dass immer noch mal der eine Schlüsseltag kommt. Oft war es so, dass der Erste die Piste eröffnet hat und jeder andere versucht, auf dieser Spur um sein Leben hinterher zu fahren. Aber wenn sich der Erste da einmal verfährt, dann hast du keinen Plan mehr, wo du bist. Und am zehnten Tag war das mehr oder weniger so, wo die ersten vier im Flussbett falsch abgebogen sind und ich dann das Glück des Tüchtigen gehabt habe und dadurch, dass ich ein bisschen mehr auf die Navigation geachtet habe, konnte ich mir einen großen Vorsprung heraus fahren.

 

Warst du davor schon mal nervös und hast dich gefragt, ob du die richtige Taktik hast?

Das habe ich mich schon gefragt. Aber genau an dem Tag, wo das passiert ist, war die Speziale in zwei Abschnitte geteilt. Da hatten wir mal hundert Kilometer Neutralisation, wo ich eine Viertel Stunde Zeit hatte, um neue Reifen aufzuziehen, zu tanken und etwas zu essen. Der Benavides hatte geführt und ich hatte bis dahin sechs Minuten Zeit verloren. Da hatte ich zu meinem Mechaniker gesagt, dass der das da so gut kennen muss, weil mit der schwierigen Navigation die Strecke so schnell zu eröffnen, das ist unmöglich. Ich weiß mittlerweile, was möglich ist, aber der wusste an dem Tag einfach mehr als wir. Dann habe ich mir gedacht: „okay, dann muss es halt nicht sein. Ich habe bisher mein Bestes gegeben und bin doch ziemlich an meinem Limit gefahren und wenn das dann einfach nur für den zweiten oder vierten Platz reicht, dann kann ich es auch nicht ändern.“ Bei allem, wo ich da drüber gehe, bin ich wirklich in enormer Sturzgefahr. Und als es dann wieder los ging, haben sie sich drei Roadbook-Noten später in dem Flussbett verfahren. das war wirklich eine lustige Geschichte, weil ich mich zehn Minuten vorher noch mit meinem Mechaniker genau darüber unterhalten habe.

In deinen Presseberichten stand drin, dass du zum Teil schon über deinem Limit warst. Ist es normal, dass man zwischendurch auch mal setzen muss und hoffen, dass es gut geht?

Das ist wie beim Motocross beim Überholvorgang. Du musst auch mal kurz über deine 95 oder 98 % drüber hinaus gehen, sonst kommst du einfach nicht vorbei. Man setzt auch bei der Dakar hin und wieder mal. Wenn man merkt, man holt den Staub vom Fahrer vor sich ein, dann geht man auch mal über sein Limit hinaus. Aber das geht auf Dauer nicht gut. Man vereinbart das dann mit seinem Gewissen an Stellen, wo man glaubt, dass man es einigermaßen in der Hand hat, was geschieht. Aber passieren kann natürlich jederzeit etwas. Aber ich möchte das, was ich 2016 mit meinem Oberschenkelbruch erlebt habe, nicht noch ein Mal erleben. Ich bin froh, dass schlussendlich alles so gut geklappt und funktioniert hat.

 

Du hast unter anderem während der Dakar ein Video gepostet, wo du dem Stephane Peterhansel hinterher gefahren bist. Er musste im Auto ziemlich setzen und du bist scheinbar leicht mit dem Motorrad hinterher gefahren. Wie kam es dazu und wie hast du das erlebt?

Das war die elfte Etappe, da sind wir gemeinsam mit den Autos gestartet, also Peterhansel als Gesamtschnellste als erster, ich war dann zweitschnellster. Mein Ziel war es, ihn möglichst schnell einzuholen, da an dem Tag die Navigation ziemlich schwer war. Das gelang mir etwa bei Kilometer 60. Die Prüfung bestand aus 300 km nur off-piste Route, wo man sich richtig verfransen kann. Ich habe ihn überholt und etwa 50 km vor ihm gefahren. Auf einer schnellen Piste, wo ich 170 km/h gefahren bin, rannte das Auto ca. 200 km/h, hat er mich zurück überholt. Dann staubt es extrem. Ich bin bis zum Schluss nicht mehr richtig ran und vorbei gekommen. 20 Kilometer vor dem Ziel war es dann nicht mehr so sandig und hat dadurch nicht mehr so gestaubt. Da bin ich ihm etwas hinterher gefahren und habe mir das etwas angeschaut. Das hat für ihn in dem Kamelgrass wirklich nicht so lustig ausgeschaut, mit dem Motorrad macht das, glaube ich, viel, viel mehr Spaß. Im Auto hat man auch extrem wenig Übersicht, glaube ich. Danach habe ich ihn eh überholt und bin ins Ziel gefahren. Es ist aber auch nicht so leicht, dass man ein Auto überholt, weil man im Auto extrem weit nach rechts und links schaut, wo der beste Weg ist, wo die Dünen klein sind. Wenn der rüber zeiht, ziehe ich mit dem Motorrad sicher den Kürzeren.

Wie war für dich der Moment als du durchs Ziel gefahren bist und wusstest, du hast es geschafft?

Genugtuung, eine riesige Freude und der Moment gibt einem schon richtig viel zurück. Auch am letzten Tag, wo man sagt „einfach nur noch ins Ziel fahren“, kann man genau so viel Zeit verlieren wie am dritten, siebten oder zehnten Tag. Als ich gecheckt habe, das es passt, hatte ich enorme Glücksgefühle und das war das Highlight meiner sportlichen Karriere und ich glaube, es gibt auch nichts besseres mehr. Der erste Dakar Sieg, das gibt es nur ein Mal und es wird auch ziemlich schwer, noch einen Sieg zu holen. Von daher ist das sicherlich das Schönste.

 

Damit hast du dich sicherlich in den Motorsport Olymp empor gehoben! Kommst du dir jetzt vor wie ein Held?

Nein, so komme ich mir nicht vor… aber wenn du das so sagst, ist das schon cool! (lacht) Die mediale Aufmerksamkeit ist schon enorm gestiegen und der Bekanntheitsgrad ist schon nach oben gegangen. Nicht so schlecht! Hier in Österreich ist schon eine ziemlich große Anteilnahme. Es ist auch cool zu sehen, wer einem alles gratuliert, wer das alles mitbekommen hat. Zu der Welcome-Party kamen zum Beispiel auch zwei junge Burschen extra aus Stuttgart angereist, nur dass sie dabei sein können. Das ist schon toll.

 

Das Fan-Fest bei KTM in Mattighofen muss auch noch mal ein richtig toller Moment gewesen sein, oder?

Das war richtig geil. Die ganzen Chefs waren da und Herr Pierer hat das Produktionsband extra eine Stunde lang abgestellt, damit auch wirklich alle Mitarbeiter dabei sein können. Das passiert vielleicht nur an Neujahr oder zu Weihnachten, das ist schon eine super Wertschätzung und die Stimmung war richtig geil.

 

Für die KTM Mitarbeiter ist es vermutlich noch mal eine Steigerung, wenn ein Österreicher auf ihrem Motorrad gewinnt!

Deshalb hat es auch so ein fest gegeben. Ich bin jetzt seit 13 Jahren Testfahrer bei KTM und kenne wahrscheinlich ein Drittel der Mitarbeiter. Inzwischen ist KTM so enorm gewachsen, vor fünf Jahren habe ich vermutlich noch mehr als die Hälfte der KTM Mitarbeiter persönlich gekannt. das ist dann schon lässig, wenn man so lange fast jeden Tag ein und aus gegangen ist und jetzt kann man gemeinsam feiern.


Was steht für dich jetzt als nächstes an?

Es gibt jetzt zwei, drei Wochen etwas Ruhe. Aber dann geht es wieder mit dem Motorradfahren los und dann beginnt Ende März die Rallye-WM-Saison wieder.

 

Was nimmt man sich nach dem Dakar-Sieg noch als Ziel vor?

Da habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht. Ich lasse das jetzt erst mal sacken. Sicher, ein Rallye-Weltmeistertitel wäre schon schön, aber jetzt bin ich erst Mal einfach froh, dass das mit dem Dakar-Sieg jetzt so geschehen ist und ich werde das Jahr bis zur nächsten Dakar einfach genießen.

 

Vielen Dank, Hiasi, für das Interview und dann ruhe dich jetzt erst Mal gut aus!

Danke, das werde ich machen!

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