FIM VINTAGE TROPHY 2024: HISTORIE, EMOTIONEN UND PACKENDE RENNEN IN CAMERINO
Wir sind froh auch in diesem Jahr als Medienpartner der Six-Days-Mannschaft und der Vintage Trophy über den Fortschritt und die Planung von Team Deutschland zu berichten. Leider können wir dieses Jahr nicht selbst am Abenteuer Sechstagefahrt teilnehmen, doch natürlich werden wir die Jungs und Mädels bestmöglich redaktionell begleiten und unterstützen.
50 Jahre nach der legendären Sechstagefahrt von 1974 wurde Camerino erneut zur Bühne für Motorradgeschichte. Die Vintage Trophy 2024 begeisterte mit nostalgischem Flair, emotionalen Momenten und hochklassigem Motorsport. Ein Rückblick auf vier ereignisreiche Tage voller Triumph, Dramatik und Erinnerungen.
Der kleine Ort Camerino in den italienischen Marken war 1974 Austragungsort der Internationalen Sechstagefahrt. Fünfzig Jahre später kehrte der Mythos zurück, als die FIM Vintage Trophy 2024 zwischen dem 04. und 07. September in der geschichtsträchtigen Region stattfand.
430 Fahrer aus aller Welt reisten an, um auf historischen Maschinen den Spirit vergangener Zeiten zu erleben. Doch nicht nur der Sport stand im Mittelpunkt: Das Rennen erinnerte auch an die Opfer des verheerenden Erdbebens von 2016, das Camerino schwer getroffen hat. Die Teilnehmer gedachten den Betroffenen, während sie durch die noch immer stark beschädigte Altstadt fuhren, die ein eindrucksvolles, aber trauriges Bild abgab.
Tag 1: Ein emotionaler Auftakt und technische Schwierigkeiten
Sportlich begann die Trophy mit einer 20 Kilometer langen Runde und einer Beschleunigungsprüfung. Die Fahrer mussten sich auf engen Straßen und Passagen beweisen, die bereits 1974 Teil der Six-Days-Strecke waren. Die deutsche Trophy-Mannschaft mit Uwe Weber (MZ), Bert von Zitzewitz (Maico) und Johannes Steinel (Kramer) war hochmotiviert, den Italienern den prestigeträchtigen Titel abzunehmen. Bert von Zitzewitz lieferte mit seiner 490-ccm-Maico eine beeindruckende Vorstellung ab und erzielte die schnellste Zeit des Tages. Sein Sohn Davide, der erstmals mit seiner KTM mit 300-ccm-Hubraum von 1991 in der Youngtimer-Klasse startete, bewies mit einem vierten Gesamtrang, dass er das Talent seines Vaters geerbt hat. Für die deutsche Mannschaft lief jedoch nicht alles glatt: Uwe Webers MZ sprang zu Beginn der Prüfung nicht an, was zu zehn Strafpunkten führte und das Team auf Rang fünf zurückwarf. Die US-Trophy-Team, angeführt von Fred Hoess, übernahm die Führung, dicht gefolgt von den favorisierten Italienern und den stark fahrenden Spaniern. In den Clubwertungen zeigte das deutsche Kramer-Team mit Andreas Mosert, Jens Oestreich und Manuel Rüger eine solide Leistung und sicherte sich den zweiten Platz in der Tageswertung.
Tag 2: Nur strategisch anspruchsvoll
Am zweiten Tag standen zwei Runden à 75 Kilometer auf dem Programm. Die Strecke sollte anspruchsvoll sein und die Spreu vom Weizen trennen, doch aufgrund des unerwartet leichten Geländes fuhren viele Fahrer an den Kontrollpunkten mit bis zu 30 Minuten Vorzeit ein. Dies sorgte zwar für Entspannung im Zeitplan, doch sportlich reduzierte sich die Herausforderung auf nur drei Stunden effektive Fahrzeit. Die Schönheit der Strecke, die durch malerische Hügel und idyllische Landschaften führte, entschädigte jedoch für die fehlenden technischen Schwierigkeiten. Nach den langen Sonderprüfungen zeigte sich die deutsche Trophy-Mannschaft gut erholt und konnte sich auf den zweiten Platz hinter Italien vorkämpfen. Das italienische Team, bestehend aus Giorgio Grasso (Kramer), Tullio Pellegrinelli (Puch Frigerio) und Enrico Tortoli (KTM), behauptete die Führung, während die Franzosen mit einem stark auftrumpfenden Team das Podium komplettierten. Die US-Amerikaner fielen nach technischen Problemen an der Husqvarna von Fred Hoess auf Rang acht zurück, was ihre Ambitionen auf einen Podestplatz zunichtemachte.
Tag 3: Gelände pur und technische Ausfälle
Der dritte Tag präsentierte sich mit anspruchsvollerem Gelände und einem selektiven Spezialtest als echter Herausforderung. Die Strecke umfasste nun deutlich schwierigere Geländepassagen und erhöhte so den Druck auf die Fahrer, die sich im echten Enduro-Modus wiederfanden. Doch neben den anspruchsvollen Abschnitten schlug auch der Defektteufel zu: Uwe Weber musste seine MZ aus dem Jahr 1975 wegen einer undichten Zylinderkopfdichtung abstellen, was die deutsche Mannschaft zurückwarf. Die Franzosen erbten dadurch den zweiten Platz und ein stark fahrendes tschechisches Team auf Jawa-Motorrädern schob sich auf Rang drei nach vorne. Das italienische Team hielt weiter souverän die Führung und baute seinen Vorsprung auf beeindruckende 280 Punkte aus. In der Clubwertung hielt sich das deutsche Kramer-Team wacker auf Platz vier, wobei nur zwei Punkte auf das Podium fehlten. Trotz der Rückschläge blieb die Stimmung gut, da das Rennen bei besten Wetterbedingungen und vor einer atemberaubenden Kulisse stattfand.
Tag 4: Spektakuläres Finale in San Severino Marche
Das große Finale führte die Teilnehmer auf eine 16 Kilometer lange Zubringer-Etappe zur Motocross-Strecke in San Severino Marche, die 2008 als Austragungsort der MX3-Weltmeisterschaft bekannt wurde. Der selektive Hartbodenkurs in Hanglage bot mit seinen Auf- und Abfahrten, Sprungkombinationen und anspruchsvollen Kurven beste Voraussetzungen für ein spannendes Abschlussrennen. Davide von Zitzewitz ging in der ersten Gruppe an den Start und bewies einmal mehr seine Klasse, indem er sich souverän den Laufsieg sicherte. Bert von Zitzewitz zeigte in der C3-Klasse ebenfalls seine Expertise aus früheren Motocross-Tagen und kämpfte sich auf den zweiten Platz hinter dem Italiener Paolo Giuletti. Weitere Sieger des Finales waren unter anderem die italienischen Legenden Angelo Signorelli auf einer Fantic und Giorgio Grasso auf seiner Kramer mit 250-ccm-Hubraum, die beide mit spektakulären Fahrmanövern das Publikum begeisterten. Das Rennen des Tages lieferten sich jedoch der Franzose Stephane Peterhansel und der Amerikaner Fred Hoess in der C2-Klasse bis 250-ccm. Ein packendes Duell, bei dem Peterhansel zunächst in Führung lag, aber unter dem Druck des aggressiv fahrenden Hoess schließlich einen Fehler machte und stürzte. Hoess nutzte die Gelegenheit und gewann mit knappem Vorsprung.
Die Sieger der FIM Vintage Trophy 2024
Am Ende setzte sich Italien erneut durch und feierte den dritten Trophy-Sieg in Folge. Frankreich und die Tschechische Republik freuten sich über die weiteren Podestplätze, während Deutschland mit Platz acht deutlich hinter den Erwartungen blieb. In der Silbervasen-Wertung schaffte es das beste deutsche Team mit den Fahrern Jürgen Althaus, Ole Fleischer und Peter Zink auf ihren Kramer-Motorrädern auf Rang 15. Die Wertung bei den Clubmannschaften wurde ebenfalls von Italien dominiert, gefolgt von Frankreich und Deutschland, das mit den „Kramer Boys“ Oestreich, Rüger und Mosert den dritten Platz belegte.
Bert von Zitzewitz konnte in seiner Klasse mit Platz zwei glänzen, während Andreas Mosert Rang drei erreichte. Besonders enttäuschend war das Abschneiden von Davide von Zitzewitz, der trotz herausragender Leistungen leer ausging, da das neue Punktesystem jüngere Fahrer benachteiligt und ihm so viele Strafsekunden einbrachte.
Für die Zukunft wird bereits über eine separate Klasse ohne Handicap-Punkte für Fahrer unter 40 Jahren nachgedacht.
Ausblick: Neue Chancen für das deutsche Team 2025 in Polen
Nach dem packenden Rennen in Camerino richtet sich der Blick nun gespannt auf 2025, wenn die FIM Vintage Trophy erstmals in Kielce, Polen, ausgetragen wird. Das sandige Terrain wird neue Herausforderungen bieten und das deutsche Team hofft auf eine Revanche. Die Konkurrenz wird aber nicht schwächer und auch die tschechische Mannschaft hat mit starken Leistungen eine echte Duftmarke gesetzt. Vor allem aber wird 2026 ein ganz besonderer Höhepunkt erwartet: Die Rückkehr der Vintage Trophy nach Zschopau, dem Herzen des deutschen Endurosports. Alle Ergebnisse der FIM Vintage Trophy 2024 findet ihr unter:
https://isde2024vintage.ficr.it/#/END/plus/times/ENDURO%20VINTAGE%20TROPHY%202024/VI241/1/1/AT
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