JANINA LEHMANN: VOM RÜCKSCHLAG ZUM GRANDIOSEN COMEBACK! IHR RÜCKBLICK AUF DIE SAISON 2024
2024 sollte für Janina Lehmann, besser bekannt als Motojale, ein Jahr voller Höhenflüge werden. Nach ihrem starken Abschneiden beim WMX-Lauf in der Türkei 2023 und dem verdienten zwölften Gesamtrang, startete sie mit großen Ambitionen in die neue Saison. Doch eine unerwartete Verletzung stellte die Weichen neu. In ihrem persönlichen Saisonbericht erzählt sie, wie sie sich zurückkämpfte, Rückschläge wegsteckte und am Ende mit jeder Menge Stolz und Selbstbewusstsein auf ein turbulentes Jahr zurückblicken konnte.
Hey Leute,
nach meinem Saisonhighlight 2023 in der Türkei, wo ich mit einem starken zwölften Gesamtrang mein bisher bestes WM-Ergebnis eingefahren habe, brauchte ich erstmal Abstand und Erholung. Die Saison war anstrengend und nach den vielen Rennen musste ich einfach runterkommen. Also habe ich mir die Zeit genommen, um wieder Kraft zu tanken. Fahrradfahren mit meinen Freunden, Ausflüge mit meinem Freund und ein Highlight: das Motocross of Nations in Ernée. Dieses Event war ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde – eine Gänsehaut-Atmosphäre, die wohl jeder, der selbst dabei war, nachempfinden kann. Für O’Neal war ich vor Ort und ich habe noch nie eine solche Motocross-Show gesehen. Der Spirit dort war einfach unglaublich.
Doch schneller als gedacht stand der Dezember vor der Tür und mit ihm der WM-Kalender für 2024. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte ganze drei Monate Pause gemacht und jetzt blieben mir nur noch knapp dreieinhalb Monate bis zum Saisonstart. Panik machte sich breit. Kann ich in dieser kurzen Zeit fit werden? Doch statt mich verrückt zu machen, ging es direkt ins Training. Das Schicksal hatte allerdings andere Pläne mit mir: Beim zweiten Trainingswochenende passierte es – Kreuzbandriss. Schlagartig war klar, dass die Saisonvorbereitung anders verlaufen würde, als ich es mir vorgestellt hatte.
Zum Glück kam die erlösende Nachricht in Schloss Werneck: Es war keine OP nötig! Das bedeutete zwar eine lange Heilungsphase, aber wenigstens bestand Hoffnung, die Saison nicht komplett abschreiben zu müssen. Der Start in Spanien Ende März schien jedoch außer Reichweite. Trotzdem: Aufgeben war keine Option! Ich nahm die Herausforderung an, setzte auf alternative Trainingsmethoden und blieb fokussiert.
Mit der Zeit heilte mein Knie erstaunlich gut und bereits Ende Januar konnte ich die Krücken in die Ecke stellen. Langsam ging es wieder los – zunächst vorsichtig mit Ausdauertraining, dann Stück für Stück auch zurück auf das Bike. Der Gedanke, die Saison zu verpassen, schwebte immer über mir, aber ich ließ mich davon nicht unterkriegen.
Am 08. März war es dann endlich so weit: Ich saß wieder im Sattel und hatte ganze fünf Trainingseinheiten, bevor es Richtung Madrid zum Saisonstart ging. Ohne Erwartungen, einfach nur mit dem Wunsch, wieder auf der Strecke zu sein.
Das freie Training überraschte mich: Platz 18 von 30! Ich konnte es kaum fassen. Viele Fahrerinnen, die den ganzen Winter durchtrainiert hatten, lagen plötzlich hinter mir. Das gab mir den mentalen Push, den ich nach all den Wochen der Unsicherheit gebraucht habe. Die Rennen selbst endeten mit zwei 21. Plätzen, aber das war in dem Moment fast nebensächlich. Es war der Beweis, dass ich wieder da war.
Zwei Wochen später stand Sardinien auf dem Programm – Sand, definitiv nicht meine Stärke. Und genau so lief es auch: kein Durchbruch, keine Punkte. Aber die Reise hat sich trotzdem gelohnt. Wer einmal die Pizza in Sardinien probiert hat, weiß, wovon ich rede!
Dann begann die wahre Aufholjagd. Zwischen Sardinien und dem dritten WM-Rennen in Lugo blieben mir vier Wochen, um richtig an meiner Fitness und an meinem Fahrstil zu arbeiten. Ich legte alles in dieses Training und war hochmotiviert, als wir uns auf den Weg nach Spanien machten. Vor dem Rennen machte ich zwei Zwischenstopps bei Bud Racing und in Miranda de Ebro – dort gibt es absolute Traumstrecken, die mir nicht nur riesigen Spaß gemacht haben, sondern auch mein Selbstvertrauen auf dem Bike gestärkt haben. Das zahlte sich in Lugo aus: Die Plätze 19 und 16 in den beiden Rennen brachten mir den 17. Gesamtrang und damit das Gefühl, endlich wieder in der Spur zu sein.
Die absoluten Höhepunkte meiner Saison kamen mit Teutschenthal und Maggiora – zwei Klassiker. im Kalender. Dieses Mal war es für mich noch besonderer, weil meine Freunde und meine Familie vor Ort waren. In Teutschenthal konnte ich im ersten Lauf vier Punkte einfahren und wurde 17., ein Ergebnis, das ich gefeiert habe, als wäre ich auf dem Podium gelandet. Leider hatte ich im zweiten Lauf Pech: Ein Defekt an der Wasserpumpe stoppte mich, obwohl ich in den Punkterängen unterwegs war. Aber so ist Racing eben manchmal.
Maggiora war eine einzige Schlammschlacht. Es wurde nur ein Lauf ausgetragen. Auch wenn ich mit Platz 17 zufrieden war, war das Rennen alles andere als einfach. Während ich auf Position elf lag, verlor ich den Kupplungshebel und musste einen Boxenstopp einlegen. Trotzdem ging es mit Punkten nach Hause und das ist immer ein gutes Gefühl!
Zwischendurch stand das Ladies-Cup-Rennen in Aichwald an, das quasi vor meiner Haustür stattfindet. Es war eine echte Herausforderung mit den vielen starken WM-Fahrerinnen am Start, aber ich konnte mir den fünften Gesamtrang sichern. Ein Ergebnis, mit dem ich mehr als zufrieden war und das mir neuen Auftrieb gab.
Tensfeld Mitte Juli war dann eher ein entspannter Gaststart im Sand – nicht mein Terrain, aber eine gute Gelegenheit, mehr Erfahrungen zu sammeln. Danach habe ich richtig viel Sandtraining eingelegt: Grevenbroich, Lommel, Veldhoven – alles Stationen, die mich auf Arnhem vorbereiten sollten. Doch Arnhem lief nicht wie erhofft. Der Sand machte mir zu schaffen und am Ende blieb ich unter meinen eigenen Erwartungen.
Das Finale der Saison fand in der Türkei statt, auf einer der besten Strecken im GP-Kalender. Dank der Hilfe der Massury-Familie, die mein Bike transportiert hatte, konnte ich ohne großen Stress anreisen. Die Strecke in Afyon war unglaublich und trotz einiger negativer Kommentare von Leuten, die meist gar nicht vor Ort waren, kann ich sagen: Das Event war absolut WM-würdig! Mit den Plätzen 16 und 17 beendete ich die Saison auf einem Hoch und sicherte mir den 24. Gesamtrang in der WM. Für eine Saison, die mit einer so schweren Verletzung begann, war das mehr, als ich mir erträumt hätte.
Diese Saison hat mir gezeigt, dass man auch nach Rückschlägen zurückkommen kann, wenn man den Willen und die Leidenschaft für den Sport hat. Vielleicht werde ich keine Top-Ten-Fahrerin mehr, aber es geht für mich vor allem darum, dabei zu sein, zu kämpfen und Spaß zu haben. Was 2025 bringt? Das wird sich zeigen. Jetzt erstmal Füße hochlegen und durchatmen. Ciao Kakao!
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