DEM SAISONFINALE 2025 – SPRINT, SPANNUNG UND DER ALTE & NEUE MEISTER
Am 1. November 2025 fiel auf dem Truppenübungsplatz Burg der Startschuss zum Saisonfinale der Deutschen Enduro Meisterschaft. Lange galt Burg bei Fahrern als ein Rennen, das eher routiniert abgehakt wurde: „Schon wieder Burg, die Sonderprüfungen kenne ich mittlerweile auswendig.“
Doch in diesem Jahr zeigte sich der Traditionsort von einer völlig neuen Seite. Die Veranstalter entschieden sich für ein Sprint-Format, bei dem die Strecke deutlich kompakter, dynamischer und zuschauerfreundlicher war, ohne dabei an sportlicher Herausforderung einzubüßen.
Direkt an die Kaserne angrenzend, bot der Bundeswehr-Truppenübungsplatz alles, was das Enduroherz höher schlagen lässt: steile Auffahrten, weite Sandflächen, tiefe Löcher, Wasserdurchfahrten, verwinkelte Waldpassagen und jede Menge Raum für anspruchsvolle Linienwahl. Die Streckenbauer nutzten die Gelegenheit perfekt. Zwei komplett neue Sonderprüfungen setzten Maßstäbe.
Der kurze Crosstest von zweieinhalb Minuten war intensiv, schnell und wellig, führte zwischen Bunkeranlagen und Bäumen hindurch. Besonders das Sandplateau in der Mitte zog die Zuschauer magisch an – hier konnten sie die Fahrer mehrfach anfeuern und jeden Sprung, jede Kurve, jede kleine Linie beobachten.
Der längere Endurotest mit über sieben Minuten Fahrzeit kombinierte Sandpassagen, Waldboden, Steine, enge Kurven, rhythmische Auf- und Abfahrten und Wasserquerungen. Wer hier einen Fehler machte, wurde sofort bestraft.
Die Zuschauer jubelten, feuerten an und spürten jede Fahrt hautnah. Die Mischung aus kompakter Strecke und anspruchsvollen Tests machte Burg zu einem Finale, das Fahrer, Teams und Publikum gleichermaßen forderte und begeisterte.
Der Vormittag im Zeichen des Deutschen Enduro Cups
Am Morgen startete der Deutsche Enduro Cup (DEC) mit zwei Runden, jeweils vier Sonderprüfungen pro Runde, insgesamt acht Prüfungen, die Tagessiege und Punkte im B-Championat entschieden.
Luca Reinhold (KTM Sturm) dominierte bereits in den ersten Prüfungen. Trotz einer Handverletzung fuhr er aggressiv, unkonventionell und stets präzise, setzte Bestzeiten nach Bestzeiten und zog die Zuschauer mit seinem typischen Fahrstil in den Bann. Ein kleiner Sturz in der zweiten Runde konnte ihn nicht stoppen – er stand sofort wieder auf, riss die 300er Maschine hoch und fuhr weiter, als sei nichts passiert. Am Ende sicherte er sich den Tagessieg, den Gewinn des B-Championats und den Titel in der E3B-Klasse. Über die gesamte Saison hinweg hatte Luca nie das Ziel aus den Augen verloren, zeigte konstante Leistung, Nervenstärke und Durchhaltevermögen – eine bärenstarke Saison, die in Burg ihren verdienten Abschluss fand.
Janik Koßack (Beta) rundete das DEC-Ergebnis mit konstanten Zeiten und dem Sieg in der E1B-Klasse ab. Der junge Fahrer, der erst zur zweiten Saisonhälfte zum Cup stieß, beeindruckte mit Konstanz, Zielstrebigkeit und fehlerfreiem Fahrstil. Max Stradtner auf seiner 125er Maschine zeigte den „Großen“, dass Geschwindigkeit nicht zwingend mit Hubraum zu tun hat. Mit spielerischer Leichtigkeit bewegte er sich durch den tiefen Sand, über enge Kurven und Hindernisse, und nur ein kleiner Fehler im vorletzten Test kostete Punkte. Am Ende gewann er die Klasse 5 und belegte den dritten Platz im B-Championat.
Bemerkenswert: Fünf Fahrer der 125er-Klasse fanden sich in den Top Ten wieder – ein deutliches Zeichen für die Qualität des deutschen Nachwuchses.
Senioren und Super-Senioren – Erfahrung zahlt sich aus
In den älteren Klassen zeigte sich eindrucksvoll, wie wertvoll Erfahrung ist. Sirko Bühnemann, selbsternannter „alter Sandhase“, ließ auf seiner Zweitaktmaschine keine Zweifel aufkommen: fast fehlerfreie Runden, saubere Linien, maximale Übersicht. Jede Sonderprüfung meisterte er präzise, souverän und ohne sichtbare Nervosität – der Titel in der Seniorenklasse war die logische Konsequenz. Bei den Super-Senioren dominierte der Schwede Jonas Blom. Mit Bestzeiten in allen Tests und fast drei Minuten Vorsprung gewann er souverän und unterstrich damit, dass Erfahrung, Übersicht und sauberes Fahren auf anspruchsvollem, sandigem Terrain entscheidend sind.
Damen – Herzschlagfinale bis zur letzten Sekunde
Auch bei den Damen war Spannung garantiert. Hedi Baum, mit jahrelanger Motocross-Erfahrung ausgestattet, fuhr einen fehlerfreien Tag und gewann den Tagessieg. Lucy Glöckner, die von der Rundstrecke ins Enduro wechselte, kam als Zweite ins Ziel – genug, um den Meistertitel in ihrer ersten Enduro-Saison zu sichern. Beide Fahrerinnen lieferten sich packende Duelle, die Zuschauer jubelten bei jedem Sprung und jeder engen Passage.
Das A-Championat – Drama und Chancen
Am Nachmittag startete das A-Championat, das Finale der DEM. Jeremy Sydow, Titelverteidiger und einer der Favoriten, startete stark, fuhr präzise Linien und setzte früh Bestzeiten. Alles deutete auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hin. Doch in der fünften Sonderprüfung passierte das Unglück: Seine Maschine blieb stehen. Vier Minuten, in denen er selbst Hand anlegte, das Team fieberhaft werkelte – kurz sprang der Motor wieder an, doch wenig später versagte das Motorrad endgültig. Ein Kabelbruch, unscheinbar, aber folgenschwer, zerstörte die Chancen des jungen Titelverteidigers auf den Meistertitel.
Luca Fischeder – alter und neuer Deutscher Meister
Während Sydow noch kämpfte, blieb Luca Fischeder konstant, fehlerfrei und taktisch klug. Über die gesamte Saison hinweg hatte er Punkte gesammelt, schwierige Passagen souverän gemeistert und Ruhe bewahrt. In Burg zahlte sich diese Beständigkeit aus: Mit sauberem, kontrolliertem Fahren sicherte er sich den Tagessieg und verteidigte seinen Titel. Luca wurde alter und neuer Deutscher Enduro-Meister sowie Sieger der E3-Klasse – ein Ergebnis, das seine Saisonleistung widerspiegelt: fokussiert, beständig, jederzeit konkurrenzfähig.
Eddi Hübner zeigte routinierte Fahrweise, sicherte sich die E2-Klasse und gewann seinen siebten Meistertitel. Bruder Julius Hübner holte in der B-Lizenz ebenfalls die E2B-Krone, ein bemerkenswerter familiärer Erfolg. Matyas Chlum, der oft als Favorit gehandelt wurde, musste den Titel in der E3-Klasse an Fischeder abgeben, kämpfte jedoch bis zur letzten Prüfung. In der E1-Klasse nutzte Davide von Zitzewitz einen kleinen Fehler von Maxi Wills aus und siegte mit hauchdünnem Vorsprung von 2,67 Sekunden – eine Demonstration von Cleverness, Erfahrung und Ruhe unter Druck.
Junioren – die Zukunft des Sports
Bei den Junioren zeigten Fynn Hannemann (Klasse 4.1) und Nic Matthias (Klasse 4.2) herausragende Leistungen. Hannemann sicherte sich souverän den Sieg und den Meistertitel und feierte seinen Triumph mit einem spektakulären Burnout, der den charakteristischen Geruch von verbranntem Gummi in die Luft zog. Nic nutzte seinen Heimvorteil perfekt, drehte seinen Gasschieber komplett auf Anschlag und legte ebenfalls einen feierlichen Burnout hin – direkt vorm BvZ-Zelt, um seinen Klassensieg und die Meisterschaft gebührend zu zelebrieren. Mit diesen eindrucksvollen Aktionen machten beide Fahrer deutlich, dass Deutschlands Nachwuchs fahrerisches Können, Mut und Fahrinstinkt besitzt und bereit ist, die Stars von morgen zu werden.
Ein Finale voller Substanz
Das Finale 2025 bot alles, was Enduro ausmacht: anspruchsvolle Tests, Sand, Wasser, kleine Stürze, Motorengeheul, Sandflug, Jubel der Zuschauer, Spannung, Taktik und Fahrkunst auf höchstem Niveau. Ein Sprint-Modus, kompakte Streckenführung und die neuen Sonderprüfungen machten das Finale für Fahrer und Zuschauer gleichermaßen intensiv. Burg zeigte, dass Tradition und Innovation perfekt zusammenpassen: fair, kompakt, spannend – und voller sportlicher Substanz.
Um die Leistungen aller Meister gebührend zu würdigen, wird es in den kommenden Wochen eine separate Pressemitteilung geben. Dort werden die Champions selbst zu Wort kommen, persönliche Statements veröffentlicht und ausführliche Saisonrückblicke präsentiert – eine angemessene Würdigung für einen Sport, der durch Konstanz, Einsatz und Charakter definiert wird.
Alle Ergebnisse und weitere Informationen findet ihr unter:
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