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GOTLAND GRAND NATIONAL 2.0 – DIE GESCHICHTE VON THOMAS BUTZNER UND SEINEM EPISCHEN ENDURO-ABENTEUER IM NORDEN VON EUROPA

Jedes Jahr zieht das Gotland Grand National (GGN) Enduro-Enthusiasten aus der ganzen Welt in seinen Bann. Mit über 3500 Fahrern, die sich über zwei Renntage verteilt den Herausforderungen stellen, hat sich das GGN als weltweit größtes Endurorennen einen Namen gemacht. Doch das Organisationsteam hatte für das Jahr 2024 eine unerwartete Neuerung im Gepäck: Nach 40 Jahren fand das Event erstmals auf einem neuen Gelände statt. Der Wechsel versprach Spannung und Überraschungen für alle Beteiligten - eine einmalige Gelegenheit, das Abenteuer Gotland aus einem völlig neuen Blickwinkel zu erleben.

In dieser Reportage gewährt Thomas Butzner Einblicke in die Reise, die intensive Rennvorbereitung und seine einzigartigen Eindrücke von der Strecke, die das GGN so legendär machen.

Es ist Ende Oktober, die Blätter färben sich in kräftige Rot- und Gelbtöne und in meinem Rennkalender steht das Highlight des Jahres kurz bevor: der Gotland Grand National (GGN). Wie fast jedes Jahr wird Schweden zum Treffpunkt für Endurofans aus aller Welt. Das GGN zieht an zwei Tagen über 3500 Fahrer an, die die Herausforderung suchen und sich durch 25 Kilometer anspruchsvolles Terrain kämpfen. Die Strecke stellt nicht nur die Technik und das Fahrkönnen auf die Probe, sondern auch die Ausdauer der Fahrer. In diesem Jahr wartete das GGN mit einer großen Überraschung auf.

Erstmals hat sich der Veranstalter entschlossen, das bisherige Militärgelände zu verlassen und ein neues Areal zu erschließen. Das bedeutete für jeden Fahrer: keine Erfahrungswerte, keine altbekannten Stellen, die Strecke ist ein komplett unbeschriebenes Blatt. Unter dem Motto „Gotland Grand National 2.0“ machen wir uns also auf den Weg ins Ungewisse.

Anreise mit fast meditativem Charakter Am Samstag vor dem Rennen bricht mein kleines Team – bestehend aus meinem Sohn und meiner Frau – gemeinsam mit mir in Richtung Travemünde auf. Hier wartet die Nachtfähre, die uns in knapp zehn Stunden entspannt nach Trelleborg bringt. Nach einer ruhigen Überfahrt erreichen wir die südschwedische Hafenstadt am Morgen. Freude und Erwartung sind greifbar: Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne glitzert auf der Ostsee. Es ist ein idealer Start in unser Abenteuer. Vor uns liegt eine etwa 360 Kilometer lange Fahrt nach Oskarshamn, von wo aus wir auf die Insel Gotland übersetzen werden. Schwedische Autobahnen unterscheiden sich deutlich von den deutschen. Die Höchstgeschwindigkeit ist deutlich niedriger und die Strafen für Geschwindigkeitsüberschreitungen sind empfindlich hoch.

Für die Reise habe ich genug Zeit eingeplant, um stressfrei und im Einklang mit der schwedischen Gelassenheit voranzukommen. Die Strecke ist landschaftlich beeindruckend: Rechts und links säumen bunte Herbstbäume die Straße, kleine schwedische Dörfer mit ihren typischen roten Holzhäusern tauchen gelegentlich am Horizont auf und laden zum Verweilen ein. Das sanfte Rollen über die Straße, die landschaftliche Kulisse und die klare Luft verleihen der Fahrt fast schon einen meditativen Charakter. Nach etwa vier Stunden erreichen wir Oskarshamn, eine kleine Hafenstadt an der Ostküste Schwedens.

Da unsere Fähre nach Gotland erst am Abend ablegt, bleibt uns ausreichend Zeit, den Hafen und die Altstadt zu erkunden. Hier verspürt man noch den Charme vergangener Jahrhunderte und in den verwinkelten Gassen sowie den gemütlichen Cafés lässt sich das schwedische Lebensgefühl spüren. Pünktlich um 19:00 Uhr kehren wir zum Auto zurück und begeben uns zum Check-In. Die Abfahrt der Fähre ist für 20:05 Uhr angesetzt. Ein besonders spektakuläres Schauspiel erleben wir beim Ablegen: Das Schiff dreht sich auf engstem Raum um 180 Grad, bevor es sich auf den Weg macht und mit Kurs auf Gotland in die Nacht gleitet.

Gegen 23:00 Uhr erreichen wir die Insel Gotland. Diese schwedische Perle in der Ostsee ist nur per Fähre oder Flugzeug erreichbar und strahlt eine magische Atmosphäre aus, die sofort auf uns wirkt. Für dieses Rennen haben wir uns bewusst für eine Unterkunft im Hotel entschieden. Mit dem Wohnwagen unterwegs zu sein, wäre zwar machbar, aber die zusätzlichen Beschränkungen – unter anderem das niedrigere Tempolimit für Anhänger – hätten die Reise unnötig verlangsamt. Das Novi Resort, unsere Unterkunft, empfängt uns freundlich und unbürokratisch. Da wir eine späte Anreise angekündigt hatten, finden wir bei unserer Ankunft alle wichtigen Informationen zur Unterkunft in einem Schließfach am Eingang – unkompliziert und ganz im schwedischen Stil. Unser kleines Appartement entpuppt sich als wahres Juwel: Es bietet nicht nur eine gut ausgestattete Küche und ein gemütliches Wohnzimmer, sondern auch eine großzügige Dachterrasse mit freiem Blick auf das Meer. Die berühmte Altstadt von Visby, nur fünf Gehminuten entfernt, lädt mit ihrer gotischen Architektur und ihrem historischen Flair zu einem abendlichen Spaziergang ein. Für Liebhaber der Pippi Langstrumpf-Filme dürfte dies ein besonderes Highlight sein, denn viele Szenen wurden in und um Visby gedreht. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt hier und da vertraute Ecken aus Astrid Lindgrens Welt.

Die Rennaction kann beginnen

Am Donnerstag ist es schließlich soweit: Die Vorbereitungen für das Rennen laufen auf Hochtouren. Das Fahrerlager, nur 15 Minuten vom Hotel entfernt, ist gut ausgeschildert. Helfer leiten die ankommenden Fahrer gezielt ein. Nach der Ankunft treffe ich auf bekannte Gesichter aus Deutschland und gemeinsam beginnen wir die technischen Vorbereitungen. Die Abnahme für das Rennen ist beeindruckend effizient. Innerhalb von anderthalb Stunden haben alle 1500 Teilnehmer die Papiere eingereicht und die technische Kontrolle, inklusive der vorgeschriebenen Lärmmessung, durchlaufen. Die hervorragende Organisation zeigt sich in jedem Detail und ist jedes Jahr aufs Neue ein Paradebeispiel dafür, wie professionell ein Großevent abgewickelt werden kann.

Nach den Vorbereitungen bleibt uns Zeit, die Strecke zu besichtigen und uns einen Platz in der Servicezone zu suchen. Ein besonderes Dankeschön geht an meinen Fahrerkollegen Frank Bayer und seine Frau Ines, die uns in der Servicezone tatkräftig unterstützten. Der Donnerstagabend klingt mit einem Abendessen im Hotel und einer guten Portion Schlaf aus – der perfekte Rahmen, um Kraft für den großen Tag zu tanken. Der Renntag am Freitag beginnt früh. Schon um 7:15 Uhr herrscht reges Treiben im Fahrerlager und eine angespannte, aber freudige Stimmung macht sich breit. Während die Kinder und die Classic-Fahrer ihre Runden drehen, rüsten wir uns für den Start. Als gegen 11 Uhr alle 1500 Fahrer an der Startlinie stehen und die Motoren aufheulen lassen, ist das Gänsehaut-Feeling perfekt. Der Boden vibriert, und die Spannung ist förmlich greifbar. Dann, mit einem lauten Böllerschuss, geht es los – das Rennen beginnt in drei Startwellen.

Anspruchsvolle Strecke mit viel Abwechslung

Die Strecke ist anspruchsvoll und führt durch dichte Wälder, entlang von Steinplatten, durch Kiesgruben und über Wiesen. Die Strecke ist eine perfekte Mischung für Endurofahrer und bietet jede Menge Abwechslung. Die tief stehende Sonne sorgt für eine zusätzliche Herausforderung, da sie immer wieder die Sicht einschränkt und einen zur Vorsicht mahnt. Die Länge der Strecke, die stetig wechselnden Bodenverhältnisse und das große Fahrerfeld fordern eine enorme Kondition und Konzentration. Glücklicherweise habe ich mit dem Metzeler-Six-Days-Extreme-Super-Soft-Reifen eine ausgezeichnete Wahl getroffen, die mir die nötige Traktion auf den teils rutschigen Steinplatten und im weichen Untergrund gewährleistet. Nach drei anstrengenden Runden zwingt mich jedoch eine alte Handgelenksverletzung dazu, das Rennen vorzeitig zu beenden – ein schmerzhafter, aber notwendiger Schritt.

Trotzdem ist das Erlebnis unvergesslich: Die tolle Organisation, die einzigartige Strecke und die unzähligen Zuschauer, die jeden Fahrer begeistert anfeuern, machen das Gotland Grand National zu einem einmaligen Event. Müde, aber stolz, kehre ich mit einer weiteren GGN-Medaille ins Hotel zurück, bevor es am nächsten Tag bereits wieder auf die Heimreise geht.

Fazit: Ob ich das Gotland Grand National noch einmal bestreiten werde? Definitiv! Die Erlebnisse, die einzigartige Landschaft und die Begegnungen mit Gleichgesinnten machen das Rennen zu einem Abenteuer, das man nur schwer vergessen kann. Wer Fragen zum Rennen oder zur optimalen Ausrüstung hat, darf sich jederzeit gerne an mich wenden – ich gebe meine Erfahrungen und Tipps gerne weiter!

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