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FANTICS XE-300- UND XEF-310-MODELLE IM DIRTBIKER-TEST

Die XE 300, das Schmuckstück aus Italien mit japanischen Wurzeln, wird über eine Euro-5-Minarelli-Einspritzung befeuert und via Elektrostarter zum Leben erweckt. Dass schon das Vorserienmodell überzeugen konnte, bewies der Schwede Albin Norrbin in der Enduro-Weltmeisterschaft der Klasse Junior 2. Wobei Norrbin eine Weiterentwicklung aus dem Jahr 2022 einsetzte, die zuvor durch Davide Guarneri sehr erfolgreich in der E3-Klasse bewegt wurde. Jetzt hat die XE 300 Serienreife. Weiter geht es mit der neuen XEF 310, die mit ihrem Hubraum stark an die Husqvarna TE 310 aus vergangenen Zeiten erinnert. Mit dieser Motorgröße reiht sich die Maschine zwischen der drehzahlfreudigen 250er und der 450er in einem inzwischen stark nachgefragten Segment ein. Nach den limitierten Black-Edition-Modellen mit Racing Kit folgen nun die White-Edition-Versionen, die in allen Hubraumversionen produziert werden

Ab auf die Bikes: Alis erster Eindruck aus Italien

Ich habe mir die neuen Fantic-XE-300-Zweitakt- und XEF-310-Viertakt-Bikes angeschaut und muss sagen, die rocken echt! Fantic hat sich zwar Zeit gelassen, um die Bikes auf den Markt zu bringen, aber es hat sich definitiv gelohnt. Wenn ihr euch fragt, warum sie sich so viel Zeit genommen haben – ganz einfach: Diese Bikes sind Hardcore-Enduromaschinen und Fantic will sich mit den besten Herstellern der Welt messen. Obwohl sie nun ein bisschen spät dran sind und auch mit einem Rahmen-Deal mit Yamaha in Verbindung gebracht werden, betont der Hersteller stärker als zuvor, dass die Bikes eine italienische Identität haben: Sie wurden in Italien designt, entwickelt und hergestellt. Wir haben die Bikes in den Bergen im Norden Italiens, genauer gesagt im Off Road Moto Park in der Nähe von Arco direkt neben der bekannten MXGP-Strecke in Pietramurata, getestet. Die Strecke ist bekannt für ihre steinigen und kurvenreichen Abschnitte – und immer, wenn wir da sind, scheint es zu schneien!

Fantic mag sich Zeit genommen haben, um die XE 300 und XEF 310 zu entwickeln, aber sie treffen mit den Bikes zwei der wichtigsten Offroad-Nägel auf den Kopf. Ein 300er-Zweitakter und ein „Mittelgewicht“ mit 310-ccm in Viertaktersegment. 

Ja, Fantic verwendet auch Komponenten aus Asien für ihre Bikes und die Verbindung zu Yamaha ist unübersehbar. Aber das Klischee, Fantic würde in weiß gekleidete Yamahas bauen, gilt es mit diesen beiden Bikes endgültig zu verwerfen. Die Chassiskomponenten – also der Hauptrahmen, die Schwinge, die Federung und die Bremsen – werden zwar in Japan hergestellt, aber sobald die Teile aus den Containern in Italien genommen werden, werden sie mit europäischen Komponenten kombiniert: Minarelli-Einspritzung im Zweitakt-Bike, Athena-Motorsteuerungssysteme einschließlich Mapping-Funktionen und Traktionskontrolle bei beiden Motorrädern, Fantic-Luftfilterkasten-Design, Kunststoffe, Sitzbänke, Auspuffanlagen, ein einzigartiges Kühlsystem, Lenker, Griffe, Räder, Reifen, Elektrik und Lichter.Der 310er-Viertaktmotor füllt die Lücke zwischen Fantics XEF 250 und XEF 450 und bietet das Beste aus beiden Welten. Mit dem XE-300-Motor will Fantic sogar den leistungsstärksten Motor auf den Markt gebracht haben. Er verfügt über eine Doppeldrosselklappeneinspritzung, besitzt eine elektronische Auslasssteuerung, die für ein volles Drehmoment bei niedriger Drehzahl zuständig ist, kommt mit getrennten Kraftstoff- und Öltanks, einstellbaren Mappings, einer Traktionskontrolle, einer hydraulischen Kupplung und einem Elektrostarter.

Was kann die XE 300?

Um es kurz zu machen: Ihr müsst diese beiden Bikes ernst nehmen, wenn ihr über den Kauf eines neuen Motorrads nachdenkt. Ich bin mutig genug zu sagen, dass die XE 300 sehr konkurrenzfähig sein wird, weil das Bike die Power hat und Fantic sich die Zeit genommen hat, die Kraftstoffeinspritzung richtig hinzubekommen. Der Fantic-Motor fühlt sich natürlich an, wenn er kräftig durch die Gänge zieht, genau wie es bei einer starken 300er sein sollte. Die Gasannahme ist anders als bei einem Zweitakter mit Vergaser, aber das wollen wir gar nicht kritisieren. Spielt mit der App, stellt eure bevorzugte Einstellung auf eurem Handy an der Strecke ein und ihr könnt im Grunde genommen jeden Motorcharakter haben, den ihr wollt.

Die Kraftstoffeinspritzung und die Gasannahme sorgen für viel Gefühl für das Hinterrad, was im Endurosport sehr wichtig ist, und wir würden die XE 300 gerne zu einem Hardenduro-Einsatz mitnehmen. Der Zweitakter verwendet immer noch das fünfgängige Getriebe, das von Yamaha abgeleitet ist – das wird für einige ein Problem darstellen. Das verstehen wir. Die Übertragung ist speziell auf die XE 300 abgestimmt und es wurden Anpassungen am Yamaha-Kurbelgehäuse vorgenommen, um Platz für den Starter zu schaffen, aber nicht genug, um Platz für einen sechsten Gang zu schaffen. Die Übersetzung ist eine Mischung aus Teilen der YZ250 und der YZ250X mit einem Endübersetzungsverhältnis von 14/50 (14/51 bei der XEF310).

In der Standardkonfiguration ist der erste Gang ein wenig lang für wirklich technisches Terrain, aber das lässt sich leicht anpassen. Unsere eigene Erfahrung mit der YZ250 zeigt, dass das Verkleinern der Kettenradgrößen einen großen Unterschied machen kann.

Einige Journalisten, die bereits am Vortag mit den Bikes unterwegs waren, berichteten, dass die Kraftstoffzufuhr nicht immer ganz sauber war, vor allem bei langsamer Fahrt. Bei Fi-Bikes sind wir das auch bei kalten Temperaturen nicht mehr gewöhnt. Fantic war ehrlich zu uns und erklärte, dass sie den 300er für unsere Testsession mit der App anpassen, um ihn sauber laufen zu lassen – und das hat funktioniert. Wir konnten das Problem nicht wahrnehmen, trotz des für uns noch kälteren Wetters. Der Zweitaktmotor lief sauber, weder zu mager noch zu fett, und akzeptierte unsere Experimente mit sehr unterschiedlichen Fahrstilen.

Die Kraft im unteren Drehzahlbereich ist direkt und geschmeidig in den technischen Passagen, aber sie ist begierig darauf, geöffnet und durch die Gänge geblasen zu werden. Im mittleren Bereich geht es dann richtig voran! Das kann schon süchtig machen. Auch die hydraulische Kupplung ist leichtgängig.

Die Teststrecke, auf der ich die Fantic XE 300 und XEF 310 ausprobiert habe, war ziemlich anspruchsvoll. Es war eine kurze, harte und felsige Strecke mit vielen Kurven und einem Hügel am Fuß eines Berges. Die schwierigen Felsabschnitte erforderten vor allem den zweiten und dritten Gang. Leider gab es keine langen geraden Abschnitte, um die volle Leistung so richtig abzurufen. Trotzdem konnte ich die Bikes gut herausfordern und testen. Die Kraftstoffeinspritzung bei beiden Modellen funktionierte gut, besonders beim XE300-Motor. Es war deutlich, dass viel Arbeit in die Feinabstimmung dieser Bikes gesteckt wurde, um sicherzustellen, dass sie von Anfang an richtig laufen.

Die Traktionskontrolle war sehr einfach einzustellen. Mit einem einfachen Tastendruck konnte ich die Traktionskontrolle von null bis neun einstellen, wobei null für kein Eingreifen und neun für maximales Eingreifen der Traktionskontrolle. Diese Einstellung erwies sich als sehr nützlich, besonders im rutschigen Gelände. Es war beeindruckend zu sehen, wie präzise man die Einstellungen anpassen konnte, um den eigenen Fahrstil auf die jeweiligen Bedingungen anzupassen.

Die XEF 310 – Alex Salvinis Baby

Um es unverblümt auszudrücken, macht Fantics neuer 310er-Motor die anderen XEF-Modelle ein wenig überflüssig. Die 450er fühlt sich fast ein wenig sinnlos an, weil sie einfach zu viel Power bietet für das, was wir mit einem Enduro-Bike im Normalfall machen. Der 250-ccm-Motor ist zwar großartig, aber im Vergleich zum 310er benötigt er fast weltmeisterliche Fahrkünste, um mithalten zu können. Wir hatten hier alle drei XEF-Modelle zum Testen und der 310er bietet die beste Kombination aus beiden Welten.

Im Gegensatz zum stark weiterentwickelten XE-300-Zweitakter ist der XEF-310-Motor im Wesentlichen der bekannte 250er-Motor mit größerem Bohrungsdurchmesser. Der Bohrungsdurchmesser steigt um acht Millimeter auf nun 85 Millimeter, das Verdichtungsverhältnis ist von 13,8:1 auf 12,8:1 gesunken. Es ist nicht unbedingt innovativ, einfach auf größere Kolben und eine größere Bohrung zu setzen, aber wie beim 300er-Zweitakter spürt man die vielen Stunden, die das Entwicklungsteam um Alex Salvini in das Athena-Fi-System gesteckt hat.

Die XEF 310 ist ein Bike, auf dem wir aufgesprungen sind und uns sofort zu Hause gefühlt haben und bereit waren, es zu testen. Im Notizbuch habe ich mir notiert: „Ermutigend einfach im Umgang“. Anders als die XE 300 ist die XEF310 ist mit einem schwereren Seilzug-Kupplungssystem ausgestattet und neigt damit eher zum Abwürgen. Das ist wahrscheinlich das einzig Negative, was wir von der XEF 310 zu berichten haben. Glücklicherweise kann man ja aber nach einem passenden hydraulischen Ersatz suchen. Gerade in technischen Passagen war das Zweitaktbike deshalb einfacher zu handhaben.

Die neuen Schalter am Lenker umfassen einen neuen Startknopf und einen Kill-Schalter auf der rechten Seite sowie die Traktionskontrolle und die Tasten fürs Motormapping auf der linken Seite. Der linke Griff ist ein Lock-On-Griff, bei dem der Domino-Drehgriff integral ist. Beide Motorräder verfügen über eine Traktionskontrolle mit zehn Stufen. Im Allgemeinen sind wir keine großen Fans von einer Traktionskontrolle bei einem Geländemotorrad. Das sollte doch in der Hand des Fahrers liegen, oder? Aber wenn ihr weniger Erfahrung habt oder wenn ihr euch weniger Sorgen darüber machen möchtet, dass das Hinterrad den Grip verliert, helfen die TC-Einstellungen dabei, das Hinterrad zu kontrollieren. Die bereits erwähnten Motormapping sind sicherlich praktisch. Sie ermöglichen es, während der Fahrt schnell umzuschalten. In schlammigen oder felsigen Streckenabschnitten kann man dann ein weicheres Mapping fahren, um dann in den Vollgas-Modus zu wechseln, wenn die lange gerade Bergauffahrt in Sicht kommt.

Jed Etchells, Enduro-Juniorenweltmeister, war bei der Präsentation mit dabei und wird 2024 in der Enduro-WM auf die XEF 310 umsteigen. Sein Statement zum Wechsel ist im Prinzip alles, was man zum positiven Fahrgefühl des neuen Bikes wissen muss: „Es gibt kein Zurück“. Der Motor ist offensichtlich leistungsstärker und bietet mehr Drehmoment. Das hilft immer dann enorm, wenn nicht ganz klar ist, welcher Gang gerade ideal ist. 

Im Gegensatz zum alten Zweitakt-Chassis ist der Rahmen der Viertakter auf dem neuesten Stand und wurde für die neueste Yamaha-Generation entwickelt. Es fühlt sich anders an als das der 300er. Man bekommt ein etwas präziseres Lenkverhalten und bewegt sich freier von Seite zu Seite. Die XEF 310 ist also ein wirklich scharfes Fahrzeug.

Alis Fazit: 

Was die Leistung angeht, bin ich wirklich beeindruckt. Der XE-300-Motor hat definitiv die Power, die man von einem Hardcore-Endurobike erwartet. Die Kraftstoffeinspritzung funktioniert einwandfrei und die Traktion ist hervorragend, besonders in schwierigem Gelände.

Auch der XEF-310-Motor hat mich nicht enttäuscht. Mit seinem größeren Bohrungsdurchmesser im Vergleich zur XEF 250 bietet er mehr Leistung und Drehmoment, wo man es braucht. Das Sechsganggetriebe macht ihn besonders vielseitig und ideal für verschiedene Fahrbedingungen. Insgesamt sind die beiden Bikes definitiv eine ernsthafte Konkurrenz für die übrigen Hersteller. Ich kann sie nur empfehlen, wenn ihr auf der Suche nach einem Endurobike im Highend-Segment seid.

Weitere Informationen:

https://www.fantic.com

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