Ausgabe #111

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KLEINER BERICHT ZUR "INTERCONTINENTAL RALLY 2019"

Dakar, dass Wort ist den meisten Offroad Fans ein Begriff. Er steht für Herausforderung, für ein großes Abenteuer und für ein 14 Tage Rennen durch die Länder Marokko, Mauretanien und dem Senegal. Wüstenlandschaften, die Weiten Afrikas und die Kulturen fremder Länder. All das steht in dem Gedanken „Dakar“. 

Ich selbst hatte im Schul & Jugendalter in meinem Zimmer 40 „Tote Hosen“ Plakate und ein „Heinz Kinigadner“ Plakat - auf seiner "Lila Kuh“ an der Wand hängen. Davon stets angefixt und inspiriert lies mich das Thema „Dakar“ nicht mehr los. Es sollte jedoch noch weitere 15-20 Jahre dauern, bis der Transporter und das Bike auf dem Weg in den Süden ist.

Vom Rallye Fahren angetan nahm ich 3x an der Rallye Albanien teil und 2x an der Tuareg Rallye. Spätestens ab diesem Moment wusste ich, die Wüste, das offene Gelände, der Sand und die Herausforderung der vielen Stunden höchster Konzentration im Sattel - sind genau mein Ding ! Für mich sehe ich die Zeit als eine gute Möglichkeit den Alltag für 2 3 Wochen zu verlassen und möglichst viel Motorrad zu fahren. Das gelingt mir mit dem Rallye fahren sehr gut. Somit stellte ich Mitte 2017 im Familienrat die Frage, ob ich im Januar 2019 an der „Intercontinental Rallye“ teilnehmen kann. Schaffen wir die zeitliche, finanzielle und technische/ logistische Herausforderung zu stemmen? 

Mit einem „ja - wir gehen das an“, begann für mich der Traum eine Dakar zu fahren.

Die Intercontinental Rally selbst schließt mit dem „Africa Eco Race“ genau da an, wo die „Alte Dakar“ Afrika verlassen hat. Beider Rallye fahren auf der Route der Dakar und meistern 14 Fahrtage mit ca. 6000km. Die Herausforderung liegt hierbei im Detail.

Viele Tausend Kilometer Streck für den Fahrer und für das Motorrad, Temperaturen von 0 Grad bis 30 Grad, lange Tagesetappen von 300 - 650 km, komplette Selbstversorgung und der „klassische Rally Tag mit 5:30 aufstehen, im kalten / dunklen Frühstücken, anziehen und zum Start der Sonderprüfung fahren, bis ca. 15/16/17 Uhr in der Etappe sein, danach im Biwak das Motorrad auf den nächsten Tag vorbereiten, Essen, Briefing, Schlafen und noch 13mal von vorn. 

Mir selbst war das Prozedere nicht unbekannt, jedoch ist die Herausforderung 14 Tage wesentlich höher als bei einer „1 Wochen“ Rally. Die Probleme fangen in der 2. Woche erst richtig an, wenn der Körper und das Motorrad schon viele Tage hinter sich haben, wenn die Abenteuerländer „Mauretanien und Senegal“ bereist werden, wenn der Asphalt für die Servicecrew die Strasse verlässt, wenn der Sprit verbleit und schlecht ist und auch wenn hungernde, arme Menschen das Tagesbild gestalten. 

Die Europäischen Maßstäbe werden grundsätzlich verlassen. Auch im medizinischen Bereich darf man keine Wunder erwarten. 

 

Nun zum Rennen und was auf der Piste passiert. 

Es stehen 14 Tage Sand, Steine, Savannen, Kamelgrass, Dünen Pisten, Bergpässe, leere Seen, Buschland, Asphalt und vieles mehr an. Über zu wenig Stunden auf dem Motorrad konnte ich mich nicht beschweren. 

Ich erlebte in den 3 Ländern extreme Landschaften, die ich bisher nur aus Helikopter Aufnahmen von Eurosport Übertragungen kannte. Dies mitzuerleben und selbst zu Erfahren waren für mich sehr große Momente. In den Weiten von Dünenfeldern umgeben oder mitten in einem ausgetrockneten See gerade durch zu schießen waren großartige Situationen. Kamelgrass, welches für ca. 40-50km zu durchfahren ist, fordert auf gute 1,5h - 2h höchste Konzentration und maximale Beweglichkeit auf dem Motorrad.

10km Bergpässe auf Geröll haben mit unseren bekannten 100m Steinfeldern nichts zu tun und fordern extremst die Situation und die Fahrsicherheit. Als Highlight standen u.a. die mauretanischen Dünen a , welche uns im Vortag Briefing schon als „extrem weich“ angekündigt wurden. Dies durfte ich dann auch selbst lernen. Das Vorderrad verschwindet von einem Meter auf den Nächsten und steckt 80cm im Sand. Beim Absteigen verschwindet der Stiefel wie im „Tiefschnee“. Das vermittelt in diesen Momenten dann schon eine anderes Gefühl. Mit der Weite, mit der Position im „Nirgendwo“ kommt dann auch schnell ein Grad der Hilflosigkeit auf. Aber das gehört dazu, auch diese Momente mental zu überwinden. Danach das Motorrad ausgraben und versuchen die nächsten 3 - 500m ungefährdet zu überstehen. Grundsätzlich waren die Rallytage sehr abwechslungsreich. Die Landschaft ändert sich aller 30-50km und bringt komplett andere Facetten und Herausforderungen mit sich. Nach 10km glatter Piste Fahren steht man plötzlich vor einem Feld aus Steinen. Man muss sich permanent und sehr schnell auf neue Situationen einstellen. Die Geschwindigkeit liegt bei einer Amateur Rally natürlich nicht bei 120 -160km/h. Jedoch reichen auch 80 - 100km/h aus, dass Hindernisse sehr schnell vor dem eigenen Vorderrad sind. Das Risiko spielt somit schon eine sehr große Rolle. Was bin ich bereit zu fahren? Welche Grenze setze ich mir? Was möchte ich erreichen? Oder suche ich die letzten10 % ?? Für mich habe ich diese Frage täglich mit dem Risiko Level 6 - 7 (von 1-10) beantwortet. Es geht für mich um 14 Tage gesund und ganz am Tagesziel anzukommen und im Gesamten geht es mir darum, das Ziel Lac Rose / Dakar zu erreichen und meine Familie wieder zu sehen. Daran orientierte ich meine Geschwindigkeit und versuchte stets flüssig, mit einem gute Flow durch die Etappe zu fahren. 

Im Rallytross blieben kleine und große Verletzungen nicht aus. Auch im nahen Umfeld wurde ein Teilnehmer nach Deutschland ausgeflogen. Das Teilnehmerfeld wird mit den fortschreitenden Rallykilometern kleiner und auch im Biwak verlässt so mancher mit seinem Motorrad oder seinem Auto die Rally und begibt sich auf den Rückweg. Diese Gefahr lauert und ist nicht anders, als bei einem 3h Enduro. Daher war meine Devise - ankommen statt umkommen. (Ein Spruch von einem Freund aus Norwegen).

Mit viel Kontinuität und einem guten Rhythmus für die 14 Tage konnte ich mich unbewußt im Lauf der Rally in das vordere Fahrerfeld bewegen und gewann zum Schluss sogar die Intercontinental Rally 2019. Das war so nicht geplant aber ich war ziemlich glücklich darüber. Bisher habe ich in meinen Enduro Rennen und Rally´s keinerlei Berührungspunkte mit dem Podium gehabt. Nach 6000km war das dann natürlich ein großer Moment. Best Moto Bike & Best Over All. Der Pot ging also nach Feldschlößchen!

Die Basis dafür lieferte zu Hause meine Frau Alexandra und unsere 4 Kinder. Ohne deren Unterstützung und dem „ja - 2017“ wäre das nicht möglich. Auch gilt der Service Crew vom "R+R Rally Service“ größter Dank. Der Transporter hat satte 14500km zurückgelegt und die Service Crew hat die Herausforderung langer Tagesetappen, Kochen, Reparatur Arbeiten, Benzin besorgen, Geld wechseln, medizinische Hilfe usw. gemeistert und das Ganze mit möglich gemacht. 

Für alle Mousse Freaks - kann ich hierbei sehr guten Gewissens, den Gibson Speed Mousse Rally empfehlen! Der hat in den 6000km im Hinterrad einen sehr guten Dienst verrichtet und hat bis heute seine Form und Festigkeit behalten. Das war eine gute Wahl und ich würde das wieder so machen. Vielen Dank auch an KTM Dresden, die einen best möglichen Teile Support ermöglicht haben. 

Die Organisation - ein Tschechisches Team - hat sehr gute Arbeit geleistet. Für mich blieben wenig Fragen offen und ich fand auch stets Gehör. Das Motorrad - meine Serien KTM 450 EXC / 2012 bekam einen 15L Tank (Range 250km ist vorgegeben). Für die Navigation ist nur das GPS notwendig. Die gesamte Route wird von „Wegpunkt zu Wegpunkt“ abgefahren. Wie der Teilnehmer zum jeweiligen Punkt kommt, ist im afrikanischen Gelände jedem selbst überlassen. Mir persönlich gefiel das sehr sehr gut. 

Das Motorrad wurde so vorbereitet, dass alle Radlager, Stoßdämpferlager, Flüssigkeiten, Bremsen, Kettenkit, Mousse, Reifen, Gabelsimmeringe/ Öl, usw…. im Vorfeld erneuert wurden. In der Teilekiste fanden sich diese Dinge noch einmal zum Wechseln bzw. ersetzen. Zusätzlich 14 Luftfilter, 4x Ölwechsel, Kühlflüssigkeit, Dichtpaste, Speichen, Kupplungkit, Benzinfilter,…. usw…. 

Jetzt benötigt der Motor eine Überholung und ich genieße die Familien und Arbeitszeit nach der langen „Erholungspause“ in der Wüste (zum Schluss wurden es 4 Wochen von Abfahrt bis Ankunft zu Hause). Mit einigen Gedanken für das nächste Abenteuer gehen wir in Feldschlößchen mit großen Schritten auf das Knorpelschänken Enduro 2019 zu. Das Wetter lässt Geländebesichtigungen zu und somit wird die Strecke geplant, die Crew wird zusammengetrommelt und die ersten Hindernisse bekommen eine feste „Teilestrucktur“. Das Fahrerfeld ist voll und wir sind gespannt auf das Endurospektakel am 15. Juni in Feldschlößchen. …. frei nach dem Motto „ leave your comfort zone“    

Ich freue mich sehr dass ich in diesen Welten unterwegs sein kann und Danke allen, die dass mit möglich machen. 

Bis bald im Wald oder in der Düne