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MANOS ABENTEUER BEIM LEGENDÄREN DREITAGESRENNEN IN DER TÜRKEI: HITZE, STAUB UND FELSGIGANTEN BEIM SEA TO SKY 2024

Das Sea to Sky 2024 in der Türkei war kein normales Rennen, sondern eine epische Herausforderung, die in jeder Hinsicht über das hinausging, was ich bisher erlebt hatte. Dieser Rennbericht erzählt von meinem Abenteuer im Badeort Kemer, wo ich, begleitet von meinem Freund und Enduro-Kollegen Dominik Blass, an einem der härtesten Enduro-Rennen der Welt teilgenommen habe.

Als erfahrener Endurofahrer, Motorradmechaniker und begeisterter Beta- und Husqvarna-Händler konnte ich mir diese Herausforderung nicht entgehen lassen, vor allem da das Rennen in diesem Jahr erstmals zum Kalender der FIM-Hardenduro-Weltmeisterschaft zählte. Schon die Vorbereitung ließ erahnen, dass hier mehr auf uns wartete als nur ein paar steinige Trails. Was ich jedoch erlebte, war eine Reise an die Grenzen von Körper, Geist und Material – und ein Abenteuer, das mich für immer prägen wird.

Die Vorbereitung: Ein logistisches Meisterwerk

Noch bevor ich überhaupt an die Startlinie treten konnte, stellte mich die Vorbereitung vor eine logistische Herausforderung. Neben den üblichen Reisearrangements wie Flügen, Hotels und Mietwagen in der Türkei war der Transport meiner Beta RR 300, den mein Freund und Teamkollege Andreas Härtl organisierte, eine wahre Mammutaufgabe. Da die Türkei kein EU-Land ist, war eine aufwendige Verzollung notwendig. Ersatzteile oder Zusatzwerkzeug? Undenkbar. Also musste alles, was ich eventuell brauchen könnte – Hebel, Ersatzteile, Werkzeuge und sogar Zweitaktöl – in meinem Koffer oder dem Handgepäck verstaut werden. In der Airbox fand sich auch noch etwas Platz für nützlichen Kleinkram. Am Ende stellte sich heraus, dass ich fast nichts davon brauchte, denn meine Beta lief perfekt. Die Vorbereitung war aber bereits der erste Schritt in das Abenteuer.

Das Beachrace: Start am glühenden Strand

Das Wochenende begann mit dem Beachrace, einem spektakulären Rennen entlang der Strandlinie. Fast 400 Fahrer aus aller Welt waren gekommen, darunter die Elite des Hardenduro-Sports. Die Atmosphäre war elektrisierend. Die Sonne brannte, der Staub hing wie ein Schleier über der Strecke und die Geräusche der Motorräder mischten sich mit dem Rauschen des Meeres. Für mich war dieses Rennen eine willkommene Gelegenheit, um die letzten Kräfte zu mobilisieren und meine Erfahrung im Sand, die ich als Jugendlicher auf den Sandstrecken in Holland gesammelt hatte, voll auszuspielen. Nach mehreren Ausscheidungsrunden sicherte ich mir einen respektablen 33. Platz für das Forestrace am nächsten Tag. Die Strecke verlangte mir alles ab, vor allem die großen Tables direkt am Strand, doch ich fühlte mich bereit für die nächste Etappe.

Das Forestrace: Durch den Dschungel der Türkei

Das Forestrace am folgenden Tag war wie geschaffen für mich und stellte eine Art „Generalprobe“ für das Hauptrennen dar. Die Strecke führte tief durch die Wälder, über steile Auf- und Abfahrten, vorbei an glatten Steinfeldern und durch kühle Bachläufe. Jeder Meter war anspruchsvoll und mit technischer Raffinesse versehen, doch die landschaftliche Schönheit nahm mir manchmal für einen Augenblick die Anspannung. Wir hatten vier Stunden Zeit, um die Strecke zu bewältigen. Ich legte die knapp 30 Kilometer in zwei Stunden und 18 Minuten zurück. Ein Sturz in einem Bachlauf bremste mich etwas aus, doch ich erkämpfte mir dennoch einen respektablen 42. Platz. Diese Platzierung war mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Aber ich wusste: Das nächste Rennen, das Mountain Race, würde meine Fähigkeiten einer nochmals deutlich härteren Probe unterziehen.

Das Mountain Race: Aufstieg bis zur absoluten Erschöpfung

Der Höhepunkt des Wochenendes war das Mountain Race, das mit Abstand härteste Rennen der gesamten Veranstaltung. Ich startete aus der dritten Reihe, bretterte am Strand entlang und schaffte es, die Führung meines Blocks in einem breiten Bachlauf zu übernehmen. Lange Zeit hatte ich freie Fahrt, bis ich die Fahrer der zweiten Reihe einholte. Bis zum siebten Checkpoint lief alles nach Plan und ich hielt mich auf einem starken 33. Platz. Doch dann zeigte die Strecke ihre wahre Härte: Ein gnadenloser Abschnitt im sogenannten „Black Canyon“ führte durch endlose, steinige Bachläufe, die von der prallen Sonne aufgeheizt wurden. Hier kam ich an meine Grenzen.

Die Hitze war unerträglich, die Steine rutschig und die Aufstiege schier endlos. Ich legte mich für zehn Minuten in den Schatten, um meine Kräfte zu sammeln, doch als ich die Geräusche herannahender Motorräder hörte, wusste ich, dass ich weiterkämpfen musste. Die körperliche Anstrengung erreichte ihren Höhepunkt. Nur meine mentale Stärke trieb mich wie ein Motor weiter und ließ mich nicht aufgeben. Dieser Streckenabschnitt verlangte von jedem Fahrer eine Menge an Geschick, Kraft und Durchhaltevermögen. Die eineinhalb Meter hohen Felsen des „Black Canyon“ forderten höchste Konzentration und Präzision.

Dabei kam die Kameradschaft unter den Fahrern voll zur Geltung – wir halfen uns gegenseitig über die steilen Kanten, reichten einander Wasser und feuerten uns gegenseitig an, obwohl wir eigentlich gegeneinander antraten. Zusammenhalt und Durchhaltevermögen ließen mich nicht aufgeben.

Die letzten Kilometer: Ein Kampf gegen Körper und Geist

Nach sechs Stunden erreichte ich den neunten Checkpoint und war fast am Ende meiner Kräfte. Hier begegnete ich einem niederländischen Helfer, der mir ermutigende Worte zusprach und mir von seinen eigenen Erfahrungen erzählte. Dieser Moment gab mir die nötige Kraft, um weiterzufahren. Mit schwindenden Reserven und schwerem Atem kämpfte ich mich weiter durch den „Black Canyon“ und die Bachläufe, in denen wir gegenseitig unser letztes Wasser teilten. Der Blick auf die Landschaft, der Duft der Kiefernwälder und das Wissen, so weit gekommen zu sein, trieben mich weiter. Schließlich erreichte ich nach Stunden den zehnten Checkpoint und landete auf einem stolzen 39. Platz. Eine Platzierung in den Top 30 wäre möglich gewesen, doch in diesem Moment fühlte sich auch Platz 39 wie ein Sieg an.

Fazit: Das Rennen meines Lebens

Das Sea to Sky 2024 war nicht einfach ein Rennen – es war eine Reise zu mir selbst.

Die Mühen und die hohen Temperaturen, die Organisation und die Herausforderungen, die ich bewältigen musste, wurden letztlich belohnt durch das unglaubliche Gefühl, diese Prüfung bestanden zu haben. Das Wochenende war eine Achterbahnfahrt der Gefühle, von Spannung bis zur Erschöpfung, von Freude bis zur Verzweiflung.

Die Freundschaften, die sich zwischen den Fahrern entwickelten, machten das Event unvergesslich. Die herrliche Landschaft der türkischen Küste, das klare Wasser und die endlosen Trails machen das Sea to Sky zu einem der schönsten und härtesten Rennen der Welt. Für mich steht nach diesem Abenteuer das nächste große Ziel fest: die Red Bull Romaniacs 2025 in der Silver Class.

Die Herausforderung wird noch härter, doch die Vorfreude und der Wille, mich weiter zu verbessern, sind stärker als je zuvor. Dieses Rennen hat mir gezeigt, dass die wahre Stärke nicht nur in der körperlichen Fitness, sondern vor allem im Kopf liegt – und genau diese Kraft werde ich brauchen, um meine zukünftigen Ziele zu erreichen.

Zu meiner Person

Manolito Welink, 46 Jahre alt, Zweiradmechanikermeister, Inhaber eines Motorrad- und E-Bike-Geschäfts und langjähriger Rennfahrer in verschiedenen Disziplinen. Vom Straßenrennen über Supermoto bis zum Enduro – ich lebe und liebe den Motorradsport. Meine Karriere umfasst zahlreiche Meisterschaften und Teilnahme an weltbekannten Rennen wie dem Erzbergrodeo und dem Getzenrodeo.

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