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TEST DER NEUEN YAMAHA TÉNÉRÉ 700 GYTR WORLD RAID UND DER TÉNÉRÉ 700 EXTREME IN DER WÜSTE VON MAROKKO

Das Rallye-Abenteuer ruft!

Yamaha stellte neben der neuesten Variante der Ténéré 700 Extreme auch das GYTR-Rallye-Kit vor, mit dem jede Standard-Ténéré 700 zum vollwertigen Rallyebike umgebaut werden kann. Der Ort des Geschehens war Errachidia im Südosten Marokkos. Warum hier? Ganz einfach, weil hier die perfekten Bedingungen für einen ordentlichen Offroadtest herrschen! Die neueste Generation der legendären Yamaha Ténéré wird seit 2019 erfolgreich vertrieben und gewinnt in letzter Zeit immer mehr Zuspruch in unserer Szene. In vielen Rennserien wie der GCC oder der IGE gibt es hierzulande inzwischen eigene Klassen für die „Big Bikes“. Auch im Hardendurosektor sieht man vermehrt die großen Zweizylinder am Start. Stars der Szene wie Pol Tarrés oder Kevin Gallas begeistern die Zuschauer mit ihren Skills in den Social Media. Bei den letztjährigen Red Bull Romaniacs konnte ich die beiden live in Aktion sehen – sehr beeindruckend.

Fangen wir als erstes mit dem Serienbike an, der Yamaha Ténéré 700 in der neuen „Extreme“-Variante. Features dieses Modells sind unter anderem die voll einstellbare 43-Millimeter-KYB-Upside-Down-Telegabel mit 230 Millimeter Federweg (20 Millimeter mehr als bei der Standard-Ténéré), das KYB-Federbein, eine flache Rallye-Sitzbank, ein hoher Enduro-Kotflügel sowie das 5-Zoll-TFT-Display mit drei Layouts. Anders als in der Variante „World Rally“ oder „World Raid“ haben sich die Entwickler nicht für den 23-Liter-Tank entschieden, sondern den kleineren 16 Liter großen Tank gewählt. Die Variante „Extreme“ wird für 12.270 Euro angeboten und kostet somit 900 Euro mehr als die Standardausführung.

Weiter geht es mit der Yamaha Ténéré 700 GYTR World Raid. Einige fragen sich sicher – wofür steht GYTR überhaupt?! Vor dem Test wusste ich das auch nicht ganz genau. Die Abkürzung steht für „Genuine Yamaha Technology Racing“ und wird von Yamaha-Rennabteilung in Italien betreut. Die italienischen Renningenieure haben für die Ténéré 700 drei Kits entwickelt und ermöglichen damit ein vollwertiges Rallyebike – und das für absolut jeden! Die Kits sind in drei Schwerpunkte aufgeteilt und können je nach Vorlieben des Besitzers frei zusammengestellt werden.

Stage 1 – GYTR Performance Kit:Wie der Name schon sagt, verhilft man der Ténéré mit dem Performance Kit zu mehr Motorleistung. Das Kit besteht aus einer Akrapovic-Auspuffanlage aus edlem Titan, einer größeren Airbox, einem zweiteiligen Kupplungsdeckel, einer geänderten ECU und Titan-Fußrasten. In Summe soll die Mehrleistung bei etwa neun PS liegen. 

Stage 2 – GYTR Handling Kit: Hier geht es um das Fahrwerk. Das Serienfahrwerk wird durch eine 48-Millimeter-KYB-Upside-Down-Gabel und einen Paoli-Dämpfer ersetzt, ein Scott-Lenkungsdämpfer wird hinzugefügt, der Radsatz durch stabile und leichte Excel-Felgen aufgewertet, die Gabelbrücke durch eine massive GYTR-Gabelbrücke getauscht, die Bremse bekommt ein Update auf eine Single-Bremsscheibe mit 300 Millimetern Durchmesser vorne (statt Doppelbremsscheibe 282 Millimetern) und hinten wächst die Bremsscheibe von 245 Millimetern auf 267 Millimeter. Der Motor bekommt einen zusätzlichen Ölkühler und der Wasserkühler einen verstärkten Schutz. Der Fender vorne wandert höher und zu guter Letzt wird auch die ECU angepasst.

Stage 3 – GYTR Rally Kit: Damit wird die Ténéré vollendet. Große Front- und Hecktanks mit bis zu 37 Liter Volumen kommen hinzu, Navigationstower aus Aluminium bieten genügend Platz für alle Instrumente, hellere LED-Scheinwerfer sind an Bord, eine höhere Windschutzscheibe ist montiert, ein Rennkabelbaum, eine Rallye-Sitzbank, ein Replica-Sticker-Kit, ein Motorschutz aus Karbon sowie ein anderer Lenker und Handguards sind ebenfalls mit von der Partie. Hiermit ist das Rallyebike komplett!

Unser Fahrtest

An zwei Fahrtagen konnten wir beide Bikes bei perfekten Offroadbedingungen ausführlich auf Herz und Nieren testen. Unsere Guides für das marokkanische Hinterland waren die Dakar-Legende Stéphane Peterhansel und Pol Tarrés, der übrigens die diesjährige Marocco Desert Challenge eindrucksvoll mit über zwei Stunden Vorsprung gewinnen konnte. Beste Voraussetzungen also für einen solchen Test! Gefahren wurde in der Nähe der Stadt Errachidia. Das Umland dort bietet die perfekten Bedingungen für einen solchen Offroadtest! Von beeindruckenden Dünen über schmale und breite Schotterpisten bis hin zu Bachdurchfahrten bot das Gelände alles, was den Offroad- beziehungsweise Rallyefans das Herz höherschlagen lässt! An den beiden Fahrtagen konnten wir im Schnelldurchlauf alles fahren, was das marokkanische Umland anbietet. Mein persönliches Highlight war das Surfen in den Dünen: Das macht süchtig und richtig Bock! Mein kurzer Marokkobesuch war sicherlich nicht mein letzter.

Yamaha Ténéré 700 „Extreme“

Bei der „Extreme“-Variante fällt auf den ersten Metern direkt der kleine 16-Liter-Tank positiv auf, der im Vergleich zu den anderen Modellen mit 23 Litern spürbar keiner ist und somit viel Bewegungsfreiheit bietet. Der Motor arbeitet, wie von der Ténéré nicht anders bekannt, sauber und sorgt für ausreichend Leistung über das gesamte Drehzahlband hinweg. Das Fahrwerk funktioniert auf den Verbindungsetappen sicher und zuverlässig, bei Geschwindigkeiten von um die 100 km/h auf Schotterpisten kommt das Fahrwerk aber an seine Grenzen. Kanten oder kleinere Bodenwellen werden dann nur noch schwammig gedämpft. An dieser Stelle muss ich aber auch erwähnen, dass es sich hierbei um ein komplettes Serienbike von der Stange handelt, weshalb der Vergleich mit dem anderen Testbike mit GYTR-Ausstattung hinkt. Größtes Manko im direkten Vergleich – der fehlende Lenkungsdämpfer! Gerade im schnellen Geläuf auf der Schotterpiste hatte ich zwei- oder dreimal ein leichtes Lenkerflattern. Das ist echt unangenehm! Sobald man die Geschwindigkeit reduziert, ist wieder alles gut und sicher. Wobei ich aber auch sagen muss, dass wir die Bikes immer wieder durchgetauscht haben und die Guides schon ein anständiges Tempo vorgelegt haben. Zwischenzeitlich waren fünf bis sechs Fahrer auf den Rallyebikes unterwegs und nur zwei oder drei Fahrer auf den Serienbikes. Die Fahrer auf den Rallyebikes konnten natürlich eine andere Pace vorlegen, die man dann auf dem Serienbike kaum halten konnte. Interessant finde ich, dass die Basis aber identisch ist. Das zeichnet für mich die Ténéré Extreme aus. Mit dem Bike kann man durch die Wüste ballern, täglich zur Arbeit pendeln oder auch eine Weltreise starten. Mit welchem Bike kann man das sonst? Für mich ist die Ténéré Extreme der perfekte Allrounder! Mein Highlight mit der Maschine waren die Dünen. Durch den kleinen Tank und das geringe Gewicht auf dem Vorderrad war das Handling echt superfein und ausgeglichen im tiefen Sand.

Yamaha Ténéré 700 GYTR World Raid – Stage 1 bis 3

Die für uns vorbereiteten Bikes waren allesamt voll ausgestattet, verfügten also über die Upgrades von Stage 1 bis Stage 3. Heißt in diesem Fall: mehr geht nicht! Optisch wirkt das Ganze durch die verbauten Parts wie ein radikales Rallyebike. Nach den ersten Metern wird das auch durch den Fahreindruck bestätigt! Der Motor fühlt sich durch das Performance-Upgrade frischer und giftiger an, was durch die Akrapovic-Komplettauspuffanlage aus feinstem Titan nochmals doppelt unterstrichen wird! Der Sound des 690-ccm-Zweizylinder-CP2-Motors mit 270-Grad-Hubzapfenversatz macht den Fahrer süchtig. Sound allein macht bekanntlich jedoch nicht schnell, in diesem Fall steckt hinter dem Sound durch die neue Airbox und die neue ECU eine Mehrleistung von neun PS, das ist absolut spürbar! Auch das Ansprechverhalten des KYB-Fahrwerks ist enorm und ist schon bei den ersten kleinen Bodenwellen deutlich feiner. In Kombination mit dem Scott-Lenkungsdämpfer ist das ein absoluter Gamechanger in Sachen Performance! Der Lenkungsdämpfer vermittelt zudem unheimlich viel Sicherheit. Besonders wenn es mal schneller wird, merkt man die zusätzliche Unterstützung extrem. Wenn es allzu eng oder langsam wird, fühlt sich das Bike nicht ganz so wohl. Das liegt einerseits daran, dass die großen Tanks viel Platz benötigen, andererseits spürt man das Mehrgewicht der 37 Liter Benzin, wenn der Tank vollgetankt ist. Interessant hierbei ist, dass sich die Tanks vom Lenker aus über einen Schalter einzeln ansteuern lassen. Ich habe mir dazu ehrlich gesagt im Vorfeld keine Gedanken gemacht, je nach Untergrund kann es aber schon wichtig sein, ob zuerst die Tanks vorne oder hinten genutzt werden sollen. 

Das Bike wurde aber auch nicht für langsame Kaffeefahrten gebaut, ganz im Gegenteil! Die GYTR-Teile machen die Ténéré zum Rallyebike. Das fühlt man direkt, besonders dann, wenn es schnell wird. Je schneller es wird, desto krasser ist der Unterschied. Ab 60 bis 70 km/h merkt man spürbar, wie viel besser das GYTR-Fahrwerk arbeitet. Sobald die Grenze von 100 km/h überschritten wird, ist es eine andere Welt! Unglaublich, was Dämpfer, Gabel, und Radsatz in Verbindung mit dem Lenkungsdämpfer bewirken. Das Bike bleibt sehr ruhig und extrem spurtreu, selbst wenn es mal vom Schotter in Sandverwehungen geht. Das Paket vermittelt großes Vertrauen und Sicherheit im schnellen Geläuf – genau das, was man bei einer Rallye benötigt.

Unser Fazit zu den Bikes

Yamaha Ténéré 700„Extreme“:Für mich ist die „Extreme“-Variante ein super Allrounder, der wirklich alles kann – vom Eiscafé-Besuch bis hin zur Weltreise! Im Vergleich zu den anderen Ténéré -700-Varianten gefällt mir der kleine Tank gut, dadurch haben die Beine mehr Platz, das Bike wirkt schmaler und das Handling bei langsamer Fahrt geht leichter von der Hand. Wenn das Bike schneller bewegt werden sollte, wäre im ersten Schritt ein Lenkungsdämpfer meine Empfehlung.

Stage 1 – GYTR Performance Kit:Das Performance Kit ist ein Must Have für alle, die auf Leistung und Sound stehen! Der Klang der Akrapovic-Auspuffanlage in Verbindung mit der Airbox macht süchtig, und die Mehrleistung von neun PS überzeugt in jeder Lebenslage.

Stage 2 – GYTR Handling Kit:Das Handling Kit ist ein absoluter Gamechanger für alle, die gerne schnell im Offroadbereich fahren! Die GYTR-Fahrwerkskomponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt und machen das Bike zum perfekten Begleiter auf schnellen Etappen. 

Stage 3 – GYTR Rally Kit:All in und ready für jede Rally! Mit dem Stage-3-Kit ist der Rallyeumbau perfekt und komplett. Hat man das Ziel, eine Rallye zu bestreiten, machen alle Teile absolut Sinn. Für die meisten anderen Herausforderungen ist das Kit meiner Meinung nach zu extrem. Wer braucht zum Beispiel innerhalb Europas ein Tankvolumen von 37 Litern?

Unser Wunschbike?

Die Yamaha Ténéré Extreme mit GYTR Stage 1 und Stage 2. Der Underdog mit enormer Leistung und einem richtig starken Fahrwerk.

Tenere Spirit Experience 

Ein kleiner Tipp zu guter Letzt für alle Rallyefans: Yamaha bietet mit der Ténéré Spirit Experience einen Rennservice auf Werksniveau an. Das Werksteam unterstützt neben Werksfahrern auch Privatleute auf drei ausgewählten Rallyes – dem Africa Eco Race, dem Morocco Desert Race und der Transanatolia. Das klingt echt spannend und nach dem Test bin ich so angefixt, dass ich mir das in Zukunft gerne mal genauer anschauen möchte. Alle Informationen findet ihr unter: 

www.tenere-spirit-experience.com

Weitere Informationen unter:

https://www.yamaha-motor.eu/de/de/motorcycles/

 

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