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VANNIS ENDURO-ABENTEUER: RASANTE RENNEN UND UNERWARTETE HERAUSFORDERUNGEN BEIM KRKA ENDURO RAID IN KROATIEN

Endurofahren wo andere Urlaub machen? Der exklusive Rennbericht von Vanessa Danz führt uns durch die Herausforderungen und Abenteuer des KRKA Enduro Raid in Kroatien. Von den regnerischen Vorbereitungen bis hin zu den anspruchsvollen Streckenverläufen bietet Vannis Rennbericht einen faszinierenden Einblick in eine aufregende Woche. Hier berichtet sie, wie sie sich durch technisch schwierige Abschnitte gekämpft hat, unerwarteten Herausforderungen begegnet ist und schließlich den verdienten dritten Platz in der Damenwertung erzielen konnte.

Alle Jahre wieder starten wir die Rennsaison im wunderschönen und malerisch wirkenden Primosten, das in der Nähe von Trogir in Kroatien liegt. Mit „wir“ meine ich unsere kleine Gruppe von Endurofahrern, mit der wir bereits seit 2021 bei der KRKA Enduro Raid an den Start gehen. Ich möchte behaupten, dass es keine schönere Kulisse für ein Endurorennen gibt!

Natürlich möchte ich aber ganz vorne beginnen. Trotz der gleichbleibend wunderschönen Kulisse unterschied sich die diesjährige Veranstaltung von den Rennen der vergangenen Jahre. Dazu trug hauptsächlich die Tatsache bei, dass es in den Tagen vor dem Rennen immer wieder wolkenbruchartig regnete. Das trübte die Stimmung nicht nur aus fahrerischer Sicht, sondern entwertete auch unsere traditionellen „Urlaubstage“ vor dem Rennstart am Freitag. Da sich Kroatien ja nicht gerade um die Ecke befindet, reisen wir immer schon am Wochenende vor dem Rennen an. Dadurch haben wir Zeit, uns von der langen Autofahrt zu erholen und gleichzeitig ein wenig Sightseeing zu betreiben. Wir verbrachten zunächst also zwei Tage in Trogir, machten es uns gemütlich und holten am Dienstag einen Teil unserer Crew am Flughafen von Split ab. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Primosten. Wir hatten das Glück, in einem Apartment wohnen zu dürfen, das direkt am Strand lag. Gott sei Dank mit Innenhof, den wir recht zügig in eine große „Outdoor-Motorrad-Garage“ umfunktioniert hatten. Wenn es also nicht regnete, verbrachten wir die Tage vor dem Rennen damit, unsere Maschinen dort fertig zu machen. Am Donnerstag ging es dann zur Anmeldung auf einen Campingplatz, der ein paar Kilometer entfernt von Primosten liegt. Anders als wir es beispielsweise von der Enduro-DM gewohnt sind, benötigen die Fahrer beim KRKA Enduro Raid ein GPS-Gerät. Auf dieses GPS-Gerät wird vom Veranstalter die Route der Veranstaltung geladen. Ebenfalls ungewohnt für alle klassischen Enduro-Piloten ist, dass sich die Sonderprüfungen an unbekannten Orten auf der Route befinden und daher vor dem Rennen nicht abgelaufen werden können. Das bedeutet auch, dass es immer spannend bleibt. Keiner weiß, wo die nächste Prüfung wartet, ob sie technisch schwer zu fahren ist oder flüssig und leicht.

Die Zeit bis zum Rennstart verging trotz des schlechteren Wetters sehr schnell. Wie jedes Jahr begaben wir uns schon um 05:30 Uhr auf den Weg in Richtung Parc Fermé. Dieses befindet sich traditionell im Innenhof der Halbinsel Primosten, umgeben von alten Stadtmauern. Um 08:00 Uhr rollte der erste Fahrer über die Startlinie und der erste Renntag begann. Zunächst fuhren wir schöne, aber sehr steinige Wege, überquerten zwei hohe Berge und kamen schließlich zu einer Tankstelle, die als Pause diente. Der Anfang war anspruchsvoll und anstrengend, aber durch den immer wieder atemberaubenden Ausblick von den Berggipfeln aufs Meer gleichzeitig auch wunderschön. Bis dahin war es also eine Fahrt zum Genießen. Nach der Pause an der Tankstelle kamen wir recht bald an die erste Prüfung. Diese führte über lange, kurvige Singletrails sowie Steinauf- und -abfahrten. Für mich war es eine schöne Prüfung, in der ich viele Fahrer überholen konnte und mit einem guten Gefühl ins Ziel kam. Trotzdem war die Prüfung mit etwa 15 Minuten sehr lang und dadurch anstrengend. Natürlich kam die zweite Prüfung schnell danach. Auch diese stellte sich als sehr lange Prüfung heraus. Diesmal ging es über Felsen die Hänge hoch und wieder runter. Es war sehr schwer für mich, flüssig durch die Prüfung zu fahren, da sich Fahrfehler über die Felsen nur schwer ausgleichen ließen. Obwohl ich als Frau mit 1,74 Meter Körpergröße bereits zu den „Großen“ gehöre, merke ich vor allem in technisch anspruchsvollen Streckenteilen, dass meine Beine zu kurz sind für Fehler. Nach zwei Stürzen lief es endlich besser und ich konnte die Prüfung fertig fahren. Im Ziel wusste ich, dass für den heutigen Tag nur noch eine Prüfung auf mich wartet, meine absolute Lieblingsprüfung! Diese wird sogar an beiden Renntagen gefahren und befindet sich direkt in Primosten. Wir starten am Strand und umfahren ein ehemaliges Hotel direkt am Wasser. Im Ziel der Prüfung angekommen, ist auch der Renntag beendet. Ich kann es nicht anders sagen, ich liebe diese Prüfung. Sie macht unendlich viel Spaß, ist kurz aber durch viele lange Geraden sehr schnell zu fahren. Nach einer sehr guten Prüfungszeit für mich in der dritten Prüfung, ging es zur „Pasta-Party“, die für alle Fahrer kostenlos angeboten wird. Natürlich darf ein Ziel-Bier nicht fehlen und so endete der erste Tag auch schon.

Manchmal läuft alles nach Plan und manchmal… eben nicht!“

Auch an Tag zwei rollten wir unsere Maschinen um 05:30 Uhr ins Parc Fermé. Diesmal starteten wir in eine andere Richtung und fuhren ebenfalls wieder über Bergkämme, die jedoch im Vergleich zum Vortag sehr nass und glatt waren. Einmal rutschte mein Vorderrad über einen nassen Stein weg und ich stürzte in einer Bergabpassage. Dabei kam ich von der Strecke ab und fiel einen ganzen Absatz herunter. Ohne Hilfe wäre ich da nicht mehr hochgekommen. Mein Urteil, dass der zweite Tag der anspruchsvollere Renntag werden würde, bestätigte sich im weiteren Verlauf des Tages, als wir zu den Prüfungen kamen. Nicht wissend aber bereits ahnend, dass es heute sehr schwer für mich werden könnte, fuhr ich noch hoch motiviert in die erste Prüfung hinein. Nach drei harmlosen und schön zu fahrenden Kurven folgte ein großer Felsen-Absatz, in dem ich direkt hängen blieb. Auch andere Fahrer hatten ihre Probleme und so stockte und staute sich das Fahrerfeld bereits nach wenigen Metern. Auch hier empfand ich meine kürzeren Beine als wesentliches Problem. Ich durfte einfach keine Fehler machen, sonst stürzte ich sofort. Das passierte mir aber leider ein paar Mal. Trotzdem kämpfte ich mich so gut es ging über die Felsenauf- und -abfahrten, die im vergangenen Jahr als Etappe befahren wurden. Die meisten Fahrer kamen fix und fertig aus der Prüfung heraus. Glücklich, es geschafft zu haben, aber auch mit Respekt vor dem, was noch auf uns wartet, ging es weiter. 

Die zweite Prüfung ließ nicht lange auf sich warten. Auch sie begann ganz harmlos und endete in einem heftigen Stau. Nach ein paar Serpentinen und Bergaufkurven über kleinere Felsen folgte ein Abschnitt im Wald. Dieser war durch den vielen Regen sehr nass und schwer zu fahren. Überall ragten Steine oder Wurzeln aus dem Boden heraus. Vor mir standen bereits zehn oder 15 Fahrer vor einer Auffahrt und es war nicht ans Weiterfahren zu denken. Im ersten Moment machte mich dieser Anblick wütend. Ich wusste, wenn ich jetzt anhalte, dann ist der Kampf um den ersten Platz in der Damenwertung zu Ende. Aber ich hatte keine andere Wahl. Die Strecke ließ es nicht zu, an den anderen Piloten vorbeizufahren. Ich musste mich damit abfinden und warten. Wir standen bestimmt zehn Minuten, ehe es schleppend weiterging. An jeder Auffahrt staute sich das Fahrerfeld und es spielten sich absolut spannende Tragödien vor mir ab. Zu behaupten, dass es mich nicht weiter gestört hat, wäre gelogen. Innerlich habe ich getobt und trotzdem blieb mir nichts anderes übrig als geduldig zu bleiben. Nach Ewigkeiten kamen wir ins Ziel. Es ist eben Enduro und Enduro ist immer auch ein Abenteuer. Ich fasse es mal so zusammen: Manchmal läuft alles nach Plan und manchmal… eben nicht! Der einzige Lichtblick für mich war, dass ich wusste, dass ich noch meine Lieblingsprüfung am Strand fahren darf. Diese konnte ich nochmal richtig genießen und mich im Vergleich zum Vortag sogar noch einmal verbessern.

Nichts wird dem Zufall überlassen, alles von den Veranstaltern im Vorhinein top geplant und organisiert.“

Was für ein Rennen! Durch den vielen Regen war es in diesem Jahr schwerer zu fahren und die anspruchsvollen Prüfungen machten das Rennen zusätzlich schwer und anstrengend. Trotz alledem konnte ich mich am Ende noch über Platz drei in der Damenwertung freuen.

Ich möchte mich natürlich bei meiner Familie, meinem Freund und meinen Freunden für die tolle Woche und die Unterstützung während des Rennens bedanken. Auch meinen Sponsoren und Teams ein großes Dankeschön! Enduro ist und bleibt einfach ein Teamsport, bei dem ein Fahrer allein nicht weit kommen würde.

Auch die Organisation des KRKA Enduro Raid muss hier lobend erwähnt werden. Nichts wird dem Zufall überlassen, alles von den Veranstaltern im Vorhinein top geplant und organisiert. Dadurch ist und bleibt das Event in Kroatien einfach der beste und wahrscheinlich schönste Saisonstart, den man sich nur vorstellen kann. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir während der Staus in den Prüfungen gedacht habe, dass ich im nächsten Jahr ja auch nur noch meine Lieblingsprüfung am Strand fahren könnte. Am besten den ganzen Tag lang!

Bis bald, liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Fahren

eure Vanni#185

 

Text: Vanessa Danz                  Fotos: Fotograficasestriere


 

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